November.
A.
November 1776
Der König in Sanssouci und in Potsdam.
17. November 1776
Der König an den Präsidenten der Russisch Kaiserlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Petersburg, welcher ihn im Namen der Gesellschaft um die Erlaubniß gebeten hatte, ihn zu ihrem Mitgliede aufnehmen zu dürfen (mitgetheilt in meinen Beiträgen I. 414).
29. November 1776
Der König an d'Alembert :
- etc. - "Ich wünschte, daß meine Briefe Ihnen einige Erleichterung zu schaffen fähig gewesen wären; in dieser Absicht wurden sie geschrieben. Sehr wohl thun Sie daran, Sich zu zerstreuen; bleiben Sie nur dabei, die Zeit wird das Uebrige thun. Die Hauptsache ist: zu hindern, daß der Geist sich beständig auf einen einzigen Gegenstand hefte. Dieser Gegenstand ist, wie Sie sehr richtig sagen, viel umfassender, als man denkt; Alles, was ihn umgiebt, ist dunkel, ist sehr geschickt, die Blendwerke der Welt zu vernichten, uns von dieser Herberge, wo wir nur einkehren, los zu machen, uns an unsere kurze Dauer zu erinnern, den Stolz der Eigenliebe zu demüthigen, und zugleich uns von unserem Nichts zu überzeugen. Ich gestehe, daß diese Ideen sich nicht sonderlich zu Carnevals-Lustbarkeiten schicken, indeß ist es gut, sie einmal angestellt zu haben, um die Dinge nach ihrem wahren Werthe schätzen zu können. Dadurch wird das Vergnügen weniger lebhaft, aber vernünftiger; man sieht, daß keine Zeit zu verlieren ist, und daß es sehr thöricht sein würde, wenn man sich nicht eines wirklichen Gutes zu Nutze machen wollte, um chimärischen Thorheiten nachzulaufen. Auf diese Art muß man schwarzen Betrachtungen das Bittere benehmen, und sie mit rosenfarbenen Schattirungen vermischen, um des Lebens Bürde zu ertragen, und sie nicht ganz unausstehlich zu finden. etc. Alles, was man seinen Freunden schuldig ist,<156> besteht in zärtlichem Andenken an ihre Tugenden, und wenn man kann, in Hülfsleistungen gegen ihre Nachkommen und in Unterstützung derer, welche ihnen werth waren. Aller Anschein giebt zu erkennen, daß Madame Geoffrin ihrer Krankheit nicht entgehen wird. Allein welche Wuth des Fanatismus, die gegen eine sterbende Frau ausbricht, und sie hindert, ihre Freunde zu sehen, und so zu sterben, wie sie wünscht! Ich kann mich von meinem Erstaunen nicht wieder erholen. Ja, Frankreich besitzt Philosophen, aber ich behaupte, daß der größte Theil der Nation abergläubischer ist, als irgend ein Volk in Europa. etc. Kurz, hundert Beispiele zeigen, daß der unglückliche Sauerteig des Fatanismus noch in Frankreich gahrt, und daß er sich unter allen Europäischen Ländern dort am längsten erhalten wird. Dank sei dem Fatum, daß Deutschland von Tage zu Tage duldsamer wird. etc.
Ich habe die Rose am Beine gehabt, wo ein großes Geschwür unter dem Knie entstand, ich mußte es öffnen lassen, in einigen Tagen wird sich die Wunde schließen.
Sie rathen richtig, daß es meine Absicht ist, die wenige Zeit über, die ich noch werde zu leben haben, meinem Vaterlande, so wie meinen Zeitgenossen, nützlich zu sein. Die Pflicht des Menschen ist : seinen Mitmenschen in Allem, was von ihm abhängt, nütztlich zu sein. Das ist der Inbegriff der Moral, und ein wohl gesinntes Herz wird mit sich selbst unzufrieden sein, wenn es diese Pflicht nicht erfüllt. etc."