<333>Endlich war der Nebel gefallen. Ein heller Tag beleuchtete die traurigen Zeichen des blutigen Nachtkampfes. Friedrich zog nun diejenigen seiner Truppen, die bisher teil am Gefechte gehabt, zurück und stellte sie, Hochkirch gegenüber, in einer festen Linie auf. Der linke Flügel seiner Armee hatte bis dahin am Gefechte noch keinen Teil genommen. Jetzt geschah, dem von Daun entworfenen Plan gemäß, auch auf dieser Seite ein Angriff, der durch andere Abteilungen des österreichischen Heeres unternommen ward. Nach mutiger Gegenwehr wurden auch hier die Preußen genötigt, sich zurückzuziehen und die Batterie, welche den linken Flügel des Lagers decken sollte, ebenfalls den Feinden zu überlassen. Aber aufs neue stellten sie sich in Schlachtordnung. In diesem Augenblicke traf ein besonderes Korps preußischer Truppen in der Nähe der Walstatt ein, welches einen ferner gelegenen Punkt besetzt gehabt und einige Angriffe, die von seiten der Österreicher auf dasselbe geschahen, glücklich zurückgeschlagen hatte. Hiedurch wurde die Stellung der preußischen Armee in einer Weise gesichert und ausgefüllt, daß man mit Zuversicht neuen Angriffen entgegensehen konnte. Daun indes fand es für zweckmäßiger, das Gewonnene festzuhalten, statt noch einmal das Waffenglück mit einem gefährlichen Feinde zu wagen. Überdies hatte ihm der nächtliche Angriff den Kern seiner besten Truppen gekostet, und nur mit Mühe brachte er es jetzt dahin, seine Scharen, die sich in bunter Unordnung durcheinanderdrängten, in feste Linien zusammenzuziehen. Er begnügte sich, eine Stellung anzunehmen, in welcher seine Armee, statt aufs neue anzugreifen, vor einem Angriffe geschützt blieb, und sah in Ruhe zu, als Friedrich sich zum Rückzuge anschickte. Dieser Rückzug, den ein geschlagenes Heer, noch im Bereiche der feindlichen Kanonen, unternahm, geschah mit so vieler Ruhe, Gemessenheit und systematischen Ordnung, daß man das Schauspiel eines friedlichen Exerzierplatzes vor sich zu sehen glaubte, und daß selbst die Österreicher zur Bewunderung hingerissen wurden.

Die Verluste, welche der leidenschaftliche Kampf herbeigeführt, waren sehr bedeutend. Die Preußen zählten etwa 9000 Mann, die sie verloren; die Österreicher zwar nicht weniger, aber jene hatten zugleich den Tod der trefflichsten Heerführer zu beklagen und überdies waren ihnen 101 Geschütze, 28 Fahnen, 2 Standarten und der größte Teil ihrer Zelte genommen. Gleichwohl ging Friedrich nur auf eine Stunde Entfernung vom Schlachtfelde zurück und ließ hier, auf den Höhen zur Seite von Bautzen, seine Truppen ein Lager beziehen, so gut sie dasselbe eben, ohne Gezelte und Gepäck, aufzuschlagen imstande waren. Auch bemühte er sich, seinen tapferen Soldaten Mut einzusprechen: er hatte die Freude, zu sehen, dass es ihnen hieran wenigstens nicht fehle. Als die Regimenter an ihm vorüber zu