<337>In der Tat vollführte Friedrich in kurzer Frist, aller Welt zum Erstaunen, das, was einem andern nur als die Frucht des vollständigsten Sieges zuteil geworden wäre. Daun hatte nach seinem Siege nichts Eiligeres zu tun gehabt, als den ambrosianischen Lobgesang anstimmen zu lassen, die erbeuteten Trophäen kunstreich aufzubauen, Siegesfeste anzustellen, Kuriere nach Wien und nach den Residenzen aller verbündeten Mächte zu entsenden und endlich sich aufs neue in einem festen Lager mit Sorgfalt zu verschanzen. Durch alles dies glaubte er die Erfolge seines Sieges so wohl vorbereitet, daß er dem General, welcher die Belagerung von Neiße leitete und in der Tat schon auf eine drohende Weise vorgerückt war, die Meldung machte: « Betreiben Sie Ihre Belagerung unbesorgt; ich halte den König fest; er ist von Schlesien abgeschnitten, und wenn er mich angreift, stehe ich Ihnen für den guten Erfolg. »

Friedrich aber hatte dem Prinzen Heinrich, der in Dresden geblieben war, den Befehl zugesandt, mit einem Teil der dortigen Armee, mit Geschützen, Munition und Proviant aufzubrechen und zu ihm zu stoßen. Ungestört vereinigten sich beide Heere bei Bautzen. Nun wurden die Verwundeten nach Glogau entsandt, und Friedrich machte noch einige andere Bewegungen, die den österreichischen Heerführer glauben ließen, er werde sich mit seiner ganzen Armee dahin zurückziehen und ihm in Sachsen freie Hand lassen. Unerwartet aber brach Friedrich am Abend des 24. Oktober auf, umging das wohlverschanzte Lager der Österreicher und marschierte auf Görlitz. Erst am folgenden Tage erfuhr Daun den Abmarsch der Preußen, durch den all seine schönen Pläne zerstört wurden; im Gegenteil mußte er jetzt wegen seiner Magazine in der Lausitz, die den Preußen offen standen, besorgt werden. Eilig folgte er also Friedrich zur Seite und besetzte, während jener in Görlitz einrückte, die seitwärts gelegenen Höhen. Dem Könige von Preußen wäre wiederum eine Schlacht erwünscht gewesen, aber Daun verließ seine schützenden Höhen nicht. So rückte Friedrich denn in eiligen Märschen nach Schlesien fort, während Daun, als er seine Magazine in Sicherheit sah, sich nach Dresden umwandte und nur durch seine leichten Truppen den Marsch der Preußen, ohne weiteren Nachteil, beunruhigen ließ. Am 7. November empfing Friedrich die frohe Nachricht, daß die Österreicher, auf die Kunde von seiner Annäherung, bereits die Belagerung von Neiße aufgehoben hätten und nach Mähren zurückgekehrt seien; hierauf war auch bald der Abmarsch sämtlicher österreichischer Korps aus Schlesien erfolgt. Friedrich machte nun noch einen Besuch in Neiße, sich der Trefflichkeit der von ihm angelegten Werke, die dem Bombardement widerstanden hatten, zu erfreuen, sah sich aber sodann wiederum zur schnellen Rückkehr nach Sachsen genötigt.