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7635. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Potsdam, I. Juli 1756.

Ew. Excellenz habe die Ehre, mit einer wahren Freude, so viel ich bei den jetzigen verworrenen Umständen zu haben capabel bin, gehorsamst zu melden, wie des Königs Majestät mir heute nach Dero Retour von Berlin befohlen haben, dass nunmehro die bisherige ohnschuldige mecklenburgischen Arrestanten zu Spandau insgesammt wiederum los sein und auf freien Fuss gestellet werden sollen;1 welche Ordre ich dann auch, sobald solche nur vollenzogen sein wird, mit einem Expressen an den Commandanten zu Spandau2 abschicken werde, damit die armen Leute, wo nicht noch morgen, doch höchstens übermorgen früh sich wieder in Freiheit sehen. Ich habe dieses hauptsächlich mit desfalls melden wollen, damit, wenn etwa bei Ew. Excellenz der Herr von Forstner3 sich darnach erkundigen möchte, Dieselbe ihn beliebigen Falls davon benachrichtigen könnten. Ich wünsche, dass der mecklenburg-schwerinsche Hof mit aller Aufrichtigkeit zu Werke gehen möge, um das gute Vernehmen brevi manu und bald zu retabliren, kann aber vor mich nicht in Abrede sein, wie mir die Aufrichtigkeit des Herrn Ditmar und seiner Clique noch etwas Verdacht machet, dass er diese heilsame Sache noch weitläuftig zu machen und in einer andern Tour zu bringen suche, um sich gegen den wienerschen Hof wegen des, wie man sagt, ihm gratis conferirten Baronsdiploma, so er aber noch nicht produciren wollen, meritiret zu machen, da der Weg, welchen er genommen, den Vergleich durch den regensburgischen Minister zu treffen,4 wohl eben nicht viel aufrichtiges von ihm verspricht, vielmehr grossen Argwohn giebet, dass er durch diese Weitläufigkeit den Herzog seinen Herrn in der gehabten guten Intention zu ermüden und zu relachiren sich versprechen mag.

Sonsten haben des Königs Majestät mir noch befohlen zu melden, dass dem Legationsisecretär Benoît auf seinen letzteren Bericht vom 23. voriges5 Sr. Königl. Majestät Satisfaction über die von demselben gethane Explication versichert und demselben zugleich rescribiret werden solle, wie dass des Königs Majestät allemal mit der Repuplik und denen Polen in ohnveränderlicher Freundschaft stehen, im übrigen das Reich sich auch schon in seinem System, Freiheit und Prärogative zu erhalten wissen werde, mit dem Beifügen, wie man auch gar nicht glauben könne, dass Frankreich dagegen etwas unternehmen, noch die Hand bieten, vielmehr versichert sei, dass es alle übele Inspirationes, so man ihm deshalb thun werde, zurück- und ablehnen werde; dabei des Königs Majestät wollen, dass dieser Insinuation solche Tour ge-



1 Vergl. Bd. XI, 353; Bd. XII, 91. 273.

2 Major von Kleist.

3 Vergl. Bd. XII, 485. 486.

4 Vergl. Bd. XII, 485.

5 Vergl. Nr. 7641.