<438> werden, anderer Umstände und sogenannter fructus belli zu geschweigen, davon ich denselben wohl dispensiret zu sein gewünschet hätte. Die Rivalité des Marquis de Valory dörfte inzwischen wohl wegfallen, daferne die Sachen in Frankreich continuiren, einen so übelen Pli, als der Herr von Knyphausen in anliegender immediaten Relation abermalen meldet, zu nehmen.1

Des Königs Majestät continuiren inzwischen nach als vor, die sächsischen Truppen in ihren festen Posten zu bloquiren und täglich mehr und mehr einzuschliessen, so dass endlich solche bei dem starken Abgang von Lebensmitteln sich gezwungen sehen dörften, entweder zu capituliren, oder aber einen coup de désespoir zu wagen, an welchem letzteren aber denenselben ihre eigene Position in gewisser Maassen hinderlich fallen dörfte, da die Zugänge zu der sehr steilen und mehrentheils stark escarpirten Höhe des Berges, worauf sie campiren, so beschaffen seind, dass in denen breitesten nicht mehr als 6 Mann en front weder herauf, noch herunter kommen können,2 und das Terrain dabei bei regnichtem Wetter, wie jetzo, sehr glissant ist. Wie es aber auf beiden Fällen mit der Person des Königs von Polen Majestät und Dero beiden jüngeren Prinzen werden dörfte, ingleichen der von dem Premierminister, solches kann ich vor meine Wenigkeit noch nicht absehen, und muss ich frei gestehen, dass mir der Kopf umdrehet, wenn ich an alle solche Umstände gedenke. Inzwischen muss der Mangel und Abgang aller Nahrungsmittel in gedachtem Lager gross seind, da nicht mir dem Verlaut nach die Cavallerie ihre Pferde ohnerachtet auf die Weide bei jetziger späten und nassen Saison getrieben hat, sondern auch ehegestern der letztere Vorrath an Mehl verbacken sein und die ganze Provision davon nur noch auf 2, höchstens 3 Tage bestehen soll. Was mich aber vor mein geringes Particulier am meisten touchiret hat, ist, dass des Königs von Polen Majestät ehegestern durch einen Dero Generals an den Generallieutenant von Winterfeldt schreiben lassen, dass, da Dero Tafel einigen Abgang habe, Dieselbe ersuchen Hessen, Ihr einen Küchwagen mit Provision und einem Fasse Bier, so des Königs von Polen Majestät sich zum Trunk bedieneten, zuzusenden, welches dann der Königin hinterbracht und erlaubet worden,3 Ew. Excellenz ersuche aber ganz unterthänig, diese betrübte Anecdote zu menagiren, inzwischen leichte zu erachten ist, was alles solches, welches von dem Grafen von Broglie nach Frankreich tagtäglich gemeldet wird, vor ein Geschrei daselbst verursachen müsste, da inzwischen des Königs Majestät, nachdem die Sachen einmal so weit gediehen, die sächsischen Truppen ohnmöglich hinter sich lassen können.

Hochdieselbe haben indess den Generalfeldmarschall von Keith mit einer Verstärkung von Truppen an das Corps vom Prinz Ferdinand von Braunschweig geschicket,4 um sich bei Aussig und der Orten



1 Immediatbericht Knyphausen's, Paris 12. September. Vergl. Nr. 8091.

2 Vergl. S. 416.

3 Vergl. S. 422.

4 Vergl. S. 428.