<541> sie capituliren wollten, wie dann auch des Königs von Polen Majestät, so auf dem Königstein seind, den Herrn Generallieutenant von Winterfeldt zu sprechen verlanget, der dann auch dahin abgeschicket worden.1

Dieses seind einige Nebenumstände, so ich bei meiner Ankunft erfahren, und die ich Ew. Excellenz nur vor mich melden wollen, beziehe mich aber wegen der Sache selbst auf beikommendes Blättchen, welches des Königs Majestät mir befohlen, an Ew. Excellenz zu senden, um solches an Dero Herren Minister an auswärtigen Höfen sogleich zu communiciren und sonsten publique machen zu lassen.2

Bisher ist die Capitulation noch nicht völlig geschlossen, weil man sich noch verschiedenes von Seiten derer Sachsen conditioniren wollen, exempli gratia ein und anderes Regiment zu eximiren und nach Polen zu schicken p., welches aber des Königs Majestät wegen der von dem Benoît gemeldeten3 übelen Absichten mit dem Sibilsky'schen Corps nicht gestatten wollen; wie denn auch billig zu remarquiren, dass, da des Königs Majestät die Truppen nicht als Kriegsgefangene annehmen, sondern wie auxiliaires oder wie Truppen zu Dero Disposition ansehen wollen, man dennoch preferiret hat, selbige als Kriegesgefangene zu geben. Ich hoffe inzwischen, dass die Capitulation noch heute Abend zu Stande kommen soll, dabei vor des Königs von Polen Majestät alle Freiheit gelassen werden wird, nebst dem Minister Brühl, Feldmarschall Rutowski, Chevalier de Saxe p. nach Polen zu gehen (wohin NB. jetzo des Königs von Polen Majestät nicht gerne wollen), und endlich werden Se. Königl. Majestät Sich wo möglich von Seiten des Königs von Polen eine völlige Neutralité währendem jetzigen Kriege mit Oesterreich zu stipuliren suchen, welches alles sich dann bald zeigen muss.

Inzwischen haben die Herren Sachsen bei solcher Gelegenheit wiederum eine Probe von der guten Gesinnung derer Oesterreicher gegen sie gehabt, da letztere sich zwar gezeiget, sobald sie aber hiesige gute Veranstaltung zur Gegenwehr gesehen, sich zurückgezogen, so dass man bloss deren Arrièregarde in die Haare kommen können, inzwischen die Sachsen dadurch sich in vorgedachtes übeles Loch enfonciret haben, deren Arrièregarde denn auch bei dem Uebergange über die Schiffbrücke nebst ihrer Bagage durch die Zieten'schen Husaren übel meniret worden.

Von der Beschaffenheit des festen Lagers, so die Sachsen verlassen, etwas zu melden, gehet über meinen Horizont und ist nicht



1 Vergl. S. 533.

2 Vergl. unten Beilage B. Dieselbe wurde am 19. October an die preussischen Gesandten gesendet und den Zeitungen mitgetheilt (vergl. z. B. „Berlinische Nachrichten“ vom 19. October).

3 Benoît berichtet, Warschau 8. October, dass die bisher von dem General Sibilsky commandirten sächsischen Truppen in Polen nach Böhmen marschiren würden, um sich der Armée des Fürsten Piccolomini anzuschliessen. Vergl. S. 535. 549.