8284. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Sedlitz, 2. November 1756.

...geblieben.9-1 Da des Königs Majestät aber noch täglich einige derer Herrn Generals zu mir senden, um Exemplaria9-2 von mir zu fordern, so habe Ew. Excellenz gehorsamst ersuchen wollen, mir etwa noch ein 12 bis 20 Stück davon zukommen zu lassen; wie Sie dann auch gerne sehen werden, wenn dieses übersetzte Mémoire nach Leipzig, Dresden und durch ganz Sachsen, auch in Schlesien überall wird herumgesandt werden können. Sie verlangen übrigens sehr zu wissen, ob der Herr von Knyphausen noch vor seiner Katastrophe9-3 eine Anzahl von denen französischen Exemplarien bekommen hat, ingleichen, ob dem Benoît davon eine Anzahl zugesandt worden. In Holland und Engelland werden sich solche vermuthlich von selbsten ausbreiten, bei der guten Disposition aber, so der Cataneo letzt von denen Venetianern gemeldet hat, dörfte es auch ohnvorgreiflich wohl gut sein, wann auch einige Exemplaria dahin kämen und sich dort weiter ausbreiteten, von dar solche vielleicht gar bis in die Türkei. In Dresden und Sachsen seind solche mit der grössesten Avidité gelesen worden, so dass der Plesmann mir gesaget, wie sein Exemplar in einem Tage von mehr als 20 Leuten von Façon gelesen worden, auch selbst Leute von Qualité mich durch die dritte Hand um einige Exemplaria ansprechen lassen. Jedermann zucket die Schultern und selbst Minister gestehen, dass bei solchen Umständen, die ihnen nie bekannt geworden wären, des Königs Majestät alles Recht und Ursache gehabt, gegen den sächsischen Hof so zu agiren, als geschehen, und es ohne Dero grossesten Gefahr nicht ändern können.

Von denen hiesigen Umständen kann jetzo Ew. Excellenz nichts veränderliches melden. Des Königs Majestät befinden Sich, gottlob, gesund und wohl und occupiren Sich, wie gewöhnlich, mit Dero Militäraffairen; die Regimenter stehen, obschon ziemlich dicht zusammen, in<10> Kantonierquartieren, bis die Zeit herankommen wird, dass solche in die ordentliche Winterquartiere werden gehen können; ob solche nun ruhig oder unruhig sein werden, solches wird sich darnach richten, wie sich der Feind declariren wird. Ob man gleich in der gleichen Sache niemalen etwas mit Gewissheit sagen kann, so scheinet es dennoch, als ob vor dieses Jahr die Operationes sich wohl geendiget haben dörften,10-1 und dass also die künftige Campagne wohl eine derer critiquesten und decisivesten sein dörfte, denn bei gegenwärtigen Umständen und bei dem grausamen Orgueil, Uebermuth und Aigreur des wienerschen Hofes, so alles, und wann es möglich wäre die Hölle, gegen des Königs Majestät jetzo aufbrächte, an keinen Frieden im Winter zu gedenken ist. Die Perspective, so des Königs Majestät vor Sich haben, ist wohl nicht die allerangenehmste, ich hoffe aber, die göttliche Providence werde vor Dieselbe und Dero gerechte Sache wachen, und seit dem, was bei Gelegenheit der Bataille bei Lobositz geschehen10-2 und welches man billig einer miraculeusen Protection des Himmels zuzuschreiben hat, bin ich fast persuadiret, dass die göttliche Vorsicht noch was besonders mit des Königs Majestät intendire und Dero Sache protegire . . .10-3

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



10-1 Vergl. Bd. XIII, 574.

10-2 Vergl. Bd. XIII, 539.

10-3 Der letzte Theil des Schreibens enthält Privatmittheilungen über die angegriffene Gesundheit Eichels.

9-1 Der Anfang des Schreibens fehlt in den Acten.

9-2 Exemplare des Mémoire raisonné. Vergl. Bd. XIII, 617.

9-3 Vergl. Bd. XIII, 581. 582.