8524. AN DEN GENERALLIEUTENANT BARON DE LA MOTTE IN GELDERN.201-1

Berlin, 12. Januar 1757.

Nachdem Ich Euch das Interimscommando der Festung Wesel anvertraut habe, so will Ich nicht länger Anstand nehmen, Euch ein und anders hierin zu Eurer höchst secreten Instruction bekannt zu machen, davon Ihr aber niemanden auf der Welt nicht das allergeringste sagen noch äussern, vielmehr nur alles und jedes Euch zur höchst secreten Direction dienen lassen sollet. Und zwar mache Ich Euch bekannt, wie zuforderst Ich noch einige Artillerie aus Wesel retiriren will, als nämlich 16 metallene 24 Pfünder, 23 metallene 12 Pfünder, 10 50 pfündige metallene Mortiers. Diese sollet Ihr nur sonder weiteren Anstand ohne Bruit nach Holland in Sicherheit bringen201-2 und alle deponiren lassen und deshalb nur dreiste wegschicken, Munition aber gehet nicht. Demnächst sollet Ihr, zweitens, ein [Stück] von der Enveloppe miniren lassen und zwar das revetirte Retranchement, so gar nichts nutze ist, um es, wenn es erfordert wird, sogleich sprengen lassen zu können; desgleichen ein Stück von der Festung, so an die Citadelle stösset, so dass man, wenn man will, solches sprengen und öffnen lassen kann. Die Minen müssen aber nur schwach geladen werden, so dass, wenn es<202> erfordert wird, die Minen die Mauren nur wippen und so umlegen. Welches Ihr denn vorläufig veranstalten sollet.

Ihr sollet aber auch von dieser Meiner Absicht noch keinem Menschen auf der Welt etwas sagen, noch von diesem Meinem Schreiben etwas zeigen, vielmehr, um alles inzwischen präpariren zu lassen, den Prätext nehmen, dass es zur Defension miniret werde.

Meine Idee deshalb ist, als welches Ihr nothwendig wissen, zugleich aber vor der ganzen Welt das grosseste Secret davon halten müsset, dass wenn Ich sehen werde, dass die Hannoveraner kein Corps d'armée an die Lippe setzen und dadurch Wesel mit defendiren helfen wollen,202-1 Ich sodann und auf diesen Fall die Garnison heraus und die übrigen Canons gerade nach Holland schicken lassen werde, ausgenommen die 17 3 pfündige und die 30 metallene 6 Pfünder, welche Ihr und die Garnison alsdenn mit Vorspann mit aus dem Lande nehmen sollet.

Ich recommandire Euch nochmals auf Ehre und Reputation, dass Ihr alles dieses höchst verschwiegen halten und Euch nur inzwischen darauf unter allerhand scheinbaren Prätexten arrangiren und einrichten sollet, auf dass, wenn der Cas der Execution davon existiren sollte, Ihr alsdenn allererst die übrige Artillerie wegschicken, die vorbeschriebene Oerter an der Festung sprengen und Euch alsdenn mit der Garnison herausziehen könnet. Die obgedachte und zuerst benannte metallene Canons und Mortiers könnet Ihr nur immer dreiste nach Holland schicken und deponiren lassen.

Friderich.

Nach dem Concept.



201-1 Am 12. befand sich La Motte noch in seiner bisherigen Garnisonstadt Geldern (vergl. Nr. 8533).

201-2 Vergl. S. 196.

202-1 Vergl. S. 64. 65. 132.