8823. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WINTERFELDT IN LANDSHUT.

[Lockwitz], 5. [April 1757.]

Ich habe Seinen Brief empfangen und glaube nicht, dass der Feind vor dem 1. Mai campiren möchte. Ich kenne das Lager von Prausnitz, weilen ich 45470-3 da gestanden habe; es ist stark, von Schlesien zu ist ein gross Ravin, das gehet ganz rechter Hand gegen Soor zu, das nicht zu passiren ist, und der gegen Schlesien stehet, hat die Höhe, dieses aber verbietet oder defendiret den Weg von Arnau nicht. Ich glaube also ehr, dass sie das Lager von Trautenau nehmen werden, welches avantageux ist und nur die eine Höhe von der Seiten des Trautenbach gegen sich hat; allein da herunter vor den Feind zu defiliren, wann er sich so setzet, als er soll, ist ohnmöglich.

Er thut wohl, dass Er alle Mesures nimmt auf der Defensive,470-4 ich thue desgleichens auch hier; wann wir dieses Jahr Schlesien und Sachsen, reine von feindlichem Einfall halten, so haben wir alles gethan, was man von uns prätendiren kann.470-5 Adieu. Ich gehe morgen nach Freiberg,470-6 hier habe ich schon sechs starke Läger genommen.

Friderich.

P. S.

Auch bin Ich von denen Arrangements, so Ihr mit dem Etatsminister von Schlabrendorff wegen des Transports des Magazins zu<471> Liegnitz getroffen, ganz wohl zufrieden gewesen und habe ihm Meine Genehmhaltung dazu bekannt gemachet. Ich will auch das übrige Eurem Concert mit ihm überlassen und eröffne Euch daher die Ursache, die Ich gehabt, warum Ich auf den Transport des Liegnitzschen Magazins nach Schweidnitz insistiret habe,471-1 nämlich dass, weil keine Garnison in Liegnitz ist, Ich in der Appréhension stehe, dass sich etwa aus dem Winkel von der Lausnitz her etwas von Oesterreichern durchschleichen und sich des Magazins zu Liegnitz empariren könne. Ich bin aber von denen Concerts, so Ihr mit dem p. von Schlabrendorff deshalb nehmet, ganz wohl zufrieden, wenn nur vorerwähnte Meine Appréhension deshalb wegfället, da Ich Euch dann machen lassen will, wie Ihr wollet. Welches Ich dann auch dem p. von Schlabrendorff schreibe.

Nach der Ausfertigung. Das Hauptschreiben eigenhändig.



470-3 Vergl. Bd. IV, 291.

470-4 Vergl. S. 465.

470-5 Das Schreiben war unchiffrirt. Die Worte sollten, falls der Brief aufgefangen wurde, den Gegner irre führen. Vergl. Nr. 8826.

470-6 Vergl. Nr. 8812.

471-1 Vergl. S. 237. 371.