8964. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IM LAGER BEI KOLIN.

Hauptquartier im Lager bei Prag, 19. Mai 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ich habe aus Ew. Liebden Rapport vom 18. dieses ganz gerne ersehen, dass das dortige feindliche Corps d'armée abermalen aus seinem Lager bei Kuttenberg à la sourdine aufgebrochen und ganz in der Stille weiter zurückmarschiret ist; Ich hoffe, Ew. Liebden werden durch Dero Hu<60>sarenpatrouillen wohl erfahren, ob der Feind nunmehro bei Czaslau wird stehen bleiben und ein festes Lager zu nehmen suchen, oder wie er sich sonsten wenden wird; Ich vermuthe aber fast, dass er sich noch weiter zurückziehen und auf Hohenmauth gehen wird.

Was das Grenadierbataillon von Nimschefsky anbetrifft, da wird solches mit denen Münchow'schen Bataillons und mit dem von Prinz Heinrich zugleich nach Nimburg marschiren, und da Ich glaube, dass ein Bataillon in Nimburg zur Besatzung genung sein dörfte, so können Ew. Liebden die übrigen Bataillons an Sich ziehen, wie Sie es à propos finden. Weilen auch der Major von Gohr60-2 lauter commandirte von denen Regimentern bisher bei sich hat, als können solche zu denen Bataillons, wohin sie eigentlich gehören, wieder zurückgeschicket werden.

Das Regiment Carabiniers60-1 habe Ich nach Ew. Liebden marschiren lassen; hier, da die Armee auf einem Fleck stehet, würde es Mir. schwer, wo nicht unmöglich fallen, sie wegen der Pferde zu ernähren, hergegen Ew. Liebden Gelegenheit haben, solche sowohl jenseits der Elbe als auch sonst rechter Hand gegen die Sazawa, wo sich noch überall was findet, ganz füglich zu ernähren. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



60-1 Vergl. S. 50.

60-2 Vergl. S. 49-