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9772. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT.

Breslau, 12. Februar 1758.

Ich habe heute früh Euer Schreiben vom 8. dieses per Estafette erhalten, von dessen Einhalt Ich dann auch insoweit ganz wohl zufrieden gewesen bin. Nur aber muss Ich Mich wegen der Entreprise auf Rügen auf dasjenige beziehen, so Ich Euch von der Nothwendigkeit solcher Entreprise, und dass solche mit Vigueur zu der dazu noch bequemen Zeit geschehen müsste, in Meinen beiden vorigen letzteren Schreiben umständlich bekannt gemachet habe.1 Ich muss Euch auch solches hierdurch wiederholen und sehr recommandiren, diese Sache als eine der importantesten vor uns sehr in Attention zu nehmen und zu executiren, damit wir nur vorerst auf einer Seite mit dem Feind endigen und dadurch freie Hände und den Rücken frei bekommen, um uns gegen einen andern Feind mit Success zu tourniren.

Die von Euch in diesem Euern Schreiben angemerkte Difhcultäten sehe Ich wohl ein und begreife solche gar wohl, es müssen solche aber auf das beste und prompt zu heben und zu übersteigen gesuchet werden. Das glatte Eis kann uns nicht hindern, da Mittel deshalb sein; in gewisser Maasse aber muss es die Entreprise befördern. Hauptsächlich und als eines der vornehmsten Motive zu Pressirung und Realisirung dieser Entreprise müsset Ihr in Consideration nehmen, dass es ohnmöglich ist, dass wir dem Feind überall resistiren können, wenn wir nicht Efforts thun, um uns nicht überall einschliessen zu lassen. Die Russen marschiren, wie Ihr selbst meldet, und wie es Meine Nachrichten überall confirmiren, en force nach Marienwerder; stellet Euch also selbst Eure Situation vor, worin Ihr kommen würdet, wenn Ihr von der Seite einen Feind haben solltet, ohne dass wir vorher dem andern zu Halse gegangen seind und solchen geschlagen und zurückgeleget haben. Wie solches dorten gegen Rügen nöthig und möglich sei, werdet Ihr aus einliegendem Originalschreiben,2 so Ich nur sogleich aus Hamburg erhalten habe, ersehen. Wir müssen also die sich findende Schwierigkeiten zu übersteigen suchen. Der Feind kann wegen der weiten Étendue der Insul das Ufer nicht überall aufgeeiset haben; wenn man also auch hie oder da eine Viertelmeile um marschiren muss, kann solches nicht schaden, allenfalls wird man sich auch an verschiedenen Orten mit Bretter und Balken helfen können. Dahero man Bauren als Spions dahin schicken und recognosciren lassen muss. Wo nicht allerdinges Bahne ist, kann man Stroh streuen, mit Wasser begiessen und solches frieren lassen, so eine sichere und gut zu passirende Bahn giebet. Nur muss alles mit Vigueur geschehen, der Feind alsdenn mil Vivacité poussiret, so viel möglich coupiret und brav Gefangene davon gemachet, auf der Insul alsdenn aber sogleich alles von Lebensmitteln ruiniret werden, damit der Feind keine Subsistance davon ziehen könne. Alles dieses



1 Vergl. Nr. 9770 und S. 220. Anm. 3.

2 Nicht zu bestimmen.