<62> linken Flügel den rechten Flügel des Feindes unter dem Nadasdy totalement, so dass solcher sich nach Neumarkt zu retiriren anfing; der Feind sahe sich nach der Retraite um und hielt sich selbst vor geschlagen, welches auch gleich im ganzen Lande herumlief,1 indess auf noch einige Résistance des linken Flügels vom Feinde der Generallieutenant von Lestwitz mit seinem unterhabenden Flügel zu pliiren anfanget, welches Gelegenheit giebet, dass das champ de bataille unsererseits verlassen wird, und der Herzog von Bevern, wider die pressanteste Vorstellung von verschiedenen braven und rechtschaffenen Leuten, die Resolution fasset, noch selbigen Abend sich mit der Armee durch Breslau und jenseits der Oder zu ziehen; da dann der Feind, als er das champ de bataille ledig und bis gegen Breslau nichts mehr von unsern Truppen siehet, sich recolligiret und von der Gegend Neumarkt zurückziehet, das champ de bataille occupiret und den folgenden Tag auf dem Platz Victoire schiesset, wo der Herzog von Bevern, wenn er stehen geblieben wäre, solches mit allem Fug und Rechte und sonder alle Gefahr thun und den Feind noch weiter poussiren können.

Ich habe alles dieses aus den Rapports und theils schriftlichen Gezeugnissen glaubwürdiger Leute genommen; die darunter alle einstimmig seind, und in welchen ich keine Méfiance setzen kann. Ew. Excellenz werden auch daraus zu ersehen geruhen, wie diese Bataille mehrentheils den zweiten Tome von der von Hastenbeck2 ausmachet.

Den folgenden Tag, als den 23., bleibet der Herzog von Bevern jenseit der Oder bei Breslau stehen, präpariret aber bereits alles, um sich von dar weiter gegen Glogau heraufzuziehen, mit Abandonnirung von Breslau, worinnen er doch noch 8 schwache Bataillons, theils Sachsen theils Schlesier, leget und das Commando dem, ich schäme mich es zu sagen, dem sehr schwachmüthigen Generallieutenant von Katte lasset.

Den 24. des Morgens früh um 4 Uhr reitet der Herzog, von keinem Officier noch Adjutanten, noch einiger Escorte, sondern nur bloss einem einzigen Reitknecht begleitet, vor die Vorposten seiner Armee, um, wie er nachher geschrieben,3 die Position eines Feindes, der nicht da war, als bloss und allein ein schwaches Corps Panduren unter Commando des Generalmajor von Beck, bei Mondenschein zu recognosciren, verirret sich, seiner Anzeige nach, und stösset auf einen Vorposten von Panduren von 1 Unterofficier und 12 oder 15 Mann, deren Feuer er im Mondenschein vor eins von unsern Husarenposten nimmet, ohne diese Leute auch von ferne zu unterscheiden, und lasset sich von solche zum Kriegesgefangenen machen.

Nachdem man ihn in seinem Lager den ganzen Tag vergeblich zurückerwartet hat, übernimmt folgenden Tages der Generallieutenant von Kyau, als ältester General, dessen Reputation jedoch bei der Bataille und vorhin schon keinen Zuwachs bekommen, das Commando der



1 Vergl. Nr. 49—53.

2 Vergl. Bd. XV, 288. 291.

3 Vergl. S. 60. Anm. 2.