<65> durchzuschlagen, welches ihr aber refusiret und also dem Feinde ein Platz in die Hände geliefert worden, der mit Magazins, Artillerie, Ammunition zum Üeberfluss und mit einer Kasse an baarem Gelde von mehr als 350,000 Thaler versehen gewesen, so alles in des Feindes Hände gegangen. Viele, so von obgedachten Echappirten hiesiger Orten angekommen, prätendiren, dass, obschon die Generals in der Festung von der Victoire des Königs gegen die Franzosen Nachricht bekommen, man solche doch der Garnison sorgfältig cachiret, vielmehr beibringen wollen, der König sei geschlagen worden und also nichts mehr zu thun; daher dann auch geschehen sei, dass, als die Garnison auf ihrem Transport nach Böhmen gedachte Victoire des Königes allererst und selbst durch einen österreichischen Officier erfahren, solche dadurch in eine so starke Bewegung gerathen, dass bei der ohnedem schwachen Escorte, so sie gehabt, sie sich mehrern Theils zerstreuet und dissipiret habe, auch nach Schlesien zurückgegangen sei, so dass von der ganzen gefangenen Garnison, exclusive derer Officiers, nicht viel über 200 Mann an Ort und Stelle gebracht worden sein würden.

Alles vorangeführte seind Umstände, die man alle Mühe hat sich einzubilden, wenn nicht theils schriftliche Rapports davon vorhanden, theils die fast überall einstimmige Aussage derer Leute deshalb vorhanden wäre; Ew. Excellenz aber werden zu urtheilen geruhen, wie sehr accablant solches alles des Königs Majestät sein müsse, dergleichen Sachen von Personen zu erfahren, die Sie ausserdem und vorhin alles Dero Vertrauens gewürdiget haben. Inzwischen, Gott sei Lob! lassen Dieselbe Sich durch alle diese so harte Begebenheiten dennoch nicht terrassiren noch niederschlagen, sondern bezeigen gewiss und wahrhaftig eine Fermeté, die fast übernatürlich und Deroselben, ohne alle Flatterie zu sagen, nur alleine ähnlich und eigen ist, arrangiren Sich auch, diese schwere Désastres wieder zu redressiren und alles, obschon mit unglaublicher Mühe, wieder zu Stande zu bringen. Die Zeit vergönnet mir heute nicht ein mehreres, vielleicht kann ich Nachmittag noch solche gewinnen, etwas weiter zu schreiben. ...

Eichel.

P. S.

Mit denen Briefschaften des seligen Herrn Generallieutenant von Winterfeldt wird es ohnvorgreiflich wohl bis zu ruhigeren Zeiten in statu quo bleiben müssen. Das besonders überschriebene Paquet „Nach meinem Tode p.“ wird vermuthlich ein gewisses mir bekanntes Buch sein,1



1 Höchstwahrscheinlich ist das an Winterfeldt übersandte Exemplar der Druckschrift „Die General-Principia vom Kriege“ gemeint. Eichel selbst war bei der für den Druck veranstalteten deutschen Uebersetzung des Werkes beschäftigt gewesen. (Vergl. Œuvres Bd. 28, S. XIV). Jedem preussischen General, der die Druckschrift erhielt, war der Befehl ertheilt, wenn er in Gefahr käme, mit dem Tode abzugehen, „so muss Er sorgfältig veranstalten, dass dieses Buch wohl versiegelt und gleich nach Seinem Tode an Se. Königl. Majestät Selbst wieder eingeschicket werde.“ Vergl. Taysen, Friedrich der Grosse, Militärische Schriften. Seite (ohne Seitenzahl) vor S. 1.