9905. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Grüssau, 8. April 1758.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ich habe Ew. Liebden Schreiben vom 8. dieses erhalten. Es ist Mir sehr lieb, dass<361> es mit Vorrückung der Postirung so gut abgelaufen ist; Ich finde aber eben nicht nöthig, dass der Feind aus Wernersdorf ganz delogiret werde, indem uns das nichts helfen kann und wir zufrieden sein können, dass wir die Communication mit Braunau haben. Ew. Liebden müssen nur immer Miene machen, als wenn Sie vorwärts rücken wollten, damit der Feind in beständiger Apprehension bleibet, und wir Zeit gewinnen, die Belagerung zu Ende zu bringen.

Dass übrigens das Bataillon Le Noble und die Freiwilligen die Panduren so gut repoussiret haben, solches ist Mir lieb. Es wird aber nöthig sein, deshalb alle mögliche Précautions zu nehmen, damit, wenn selbige etwa Lust bekommen möchten wiederzukommen, sie noch besser empfangen werden können. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Wir müssen nicht weiter vorwärts gehen; allein weilen man mit Leute zu thuen hat, die andere und schädlichere Desseins machen könnten, so muss man sie in beständige Unruhe und Aufmerksamkeit auf sich selber halten, als wann von Braunau aus was hinter Trautenau sollte tentiret werden. Ich befürchte diesseits nichts vom Feind, aber ins Glatzische361-1 von Mittelwalde und Rückertz her können sie was thun, und deswegen muss man Wind machen und mit Lügens Diversions ausbreiten. Adieu!

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.



361-1 Auf der Rückseite eines Berichts von Fouqué, d. d. Braunau 7. April, findet sich die folgende Weisung für die Antwort: „Wenn der Feind stark auf Reinerz zu kommen „sollte, so müsste er sofort dem Fürsten Moritz davon Nachricht geben, damit derselbe auf Braunau seine Attention nehmen, und die Postirungen mit ihm so concertiren, dass er [Fouqué!] nicht von Glatz abgeschnitten werden könnte.“