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10152. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.

Quartier Opotschno, 20. Juli 1758.

Ich communicire Euch vermittelst der Originalanlage, was Mir wegen der Absichten derer Russen von dem Obristen von Hacke aus Glogau gemeldet worden.1 Bei welchem Umstände dann und da es sehr apparentlich ist, dass das Dessein derer Russen sei, auf Crossen oder Frankfurt zu gehen, so wird Euch die abschriftliche Ordre zeigen, was Ich an die Generalmajors von Kurssell und Diericke befohlen habe.2 Mein Wille ist also, dass Ihr mit den 10 Bataillons, so kommen, zusammenstossen könnet, an denen Orten, wo Ihr vermeinet, den Feind am ersten auf den Hals zu gehen.

Ich recommandire Euch aber dabei, dass Ihr die Russen nur mit einem Flügel attaquiret und den anderen refusiret,3 dabei auch ordentlich Batteries von schweren Canons machet, und zwar an den Fleck, wo Ihr die Attaque machet;4 da müsset Ihr von aller Eurer schweren Artillerie eine Batterie von 30 oder 40 Canons5 auffahren lassen, auch von denen Regimentern Leute dabei mitgeben, die im Fall der Noth selbige geschwinde fortbringen, wann mit solchen avanciret wird. Ueberhaupt müsset Ihr Euch so dirigiren, wie das Schema6 zeiget, so Ich Euch hier beifüge. Wenn es auf der Welt möglich ist, so müsset Ihr das Moment zur Attaque nehmen, wann die Russen in ihr Lager rücken wollen oder ihre Position ändern, oder auch marschiren. Eine Affaire von der Kavallerie müsset Ihr, wo möglich und wenn es die Umstände zugeben, nicht eher engagiren, bis Ihr mit der feindlichen Infanterie fertig seid, [denn] sie ihre Kavallerie en embuscade schicken und legen, da Ihr solche gar nicht recht poussiren könnet; also Ihr Eure Kavallerie nicht eher gebrauchen müsset, bis Ihr mit der Infanterie fertig seid.

Diericke est bon, vous pouvez vous en servir; Kurssell est brave, mais sans tête.7 Je crois que vous pourrez battre l'ennemi du côté de



1 Hacke hatte, d. d. Glogau 16. Juli, gemeldet, aus dem Verhör von zwei desertirten russischen Husaren ergebe sich, dass die russische Armee „nunmehro wirklich auf dem Marsche über Meseritz und Crossen nach Frankfurt und Sachsen sei oder gehen wolle“ . Ferner erfahre Hacke auch noch von sicherer und guter Hand, „dass der sächsische Prinz Karl mit einer Colonne von 28,000 Mann, wobei 8000 Kalmucken sein sollen, von Warschau auf dem Marsch sein solle und ehester Tagen bei Posen in das Lager einrücken soll, was der General Fermor verlassen hat, und dass der Rede nach diese sollten eine Invasion in Schlesien thun“ .

2 Vergl. Nr. 10151.

3 Vergl. Bd. XVI, 347.

4 Vergl. Bd. XVI, 303.

5 Das Concept hat „20—30 Canons“ .

6 Ein eigenhändig vom Könige gezeichnetes „Schema“ liegt bei. Ein Facsimile desselben findet sich im Militärwochenblatt von 1842 bei S. 206. Der Angriff soll danach mit vorgezogenem rechten Flügel erfolgen. Vor der in 2 Treffen geordneten Infanterie stehen in einer Linie links 30 Kanonen, in der Mitte die Avantgarde von 7 Bataillonen, rechts von dieser 10 Kanonen. Hinter dem zweiten Treffen der Infanterie steht die Reiterei, und zwar sind hinter dem rechten Flügel 7 Reiterabtheilungen (Regimenter), hinter dem linken 1 Abtheilung angezeichnet.

7 Vergl. S. 4.