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Er hat dabei sich gegen den hiesigen Postcommissaire noch mündlich geäussert, wie dem Ansehen nach es wohl heute oder morgen zu einer decisiven Affaire mit der Daun'schen Armee kommen dörfte. Der Höchste gebe seinen Segen dazu und beschirme hauptsächlich nur des Königs Majestät theureste Person! Wir haben indess bis dato noch nicht das geringste davon weiter gehöret, es ist auch heute bis jetzo Abends um 8 Uhr noch kein Feldjäger weiter von des Königs Armee angekommen. Ich vor mich wünsche nur, dass es nicht wieder eine Affaire als wie ohngefähr vor eines Jahres Zeit1 werden und des Königs Majestät den Feind wie dermalen in einem dergestalt festen Posten finden mögen, dass Sie solchen, ohne alles zu risquiren, nicht attaquiren können. Sollte diese Nacht noch einige Nachricht einlaufen, weil, wie obgedachter Jäger zugleich gesaget, des Königs Majestät von Bautzen aus ganz naher an den Feind marschiret sein sollen, so werde solches noch morgen früh zu melden nicht ermangeln, überhaupt aber sehr attent sein, alles vorfallende Ew. Excellenz sogleich melden zu können.

Von des Prinz Heinrich Hoheit Armee habe gestern den Herrn Generalmajor von Finck gesprochen, der mir dann gesaget, wie die Kreiserarmee immer nach und nach gegen Freiberg defilire und dem Verlaut nach auf Beziehung der Winterquartiere denke, von welchen man aber noch nicht wissen könne, ob sie solche in Böhmen oder in dem Reiche nehmen wolle, dabei sonsten alles ganz ruhig ihrer Orten zuginge.

Ich wünschete wohl von Herzen, dass alle Armees in ihre Winterquartiere gehen und währenden solchen ein redlicher und dauerhafter Friede geschlossen und zu Stande gebracht, auch Ew. Excellenz deshalb in völlige Arbeit gebracht, mithin darunter Dero Tour zu agiren kommen möchte. Was mir über solches Sujet vor verschiedenen Tagen zugekommen, lege hierbei.2

Es ist betrübt zu sehen, und hat der Herr von Plotho ganz recht, wenn er schreibet, dass alles Recht, Bilügkeit, Menschheit, Honnêteté und Wohlstand von Seiten derer Feinde von Sr. Königl. Majestät ganz und gar aus den Augen gesetzet werde. Ich weiss nicht, ob man nicht wohl thäte, wiederum par reprêsaille einige derer public gewordenen Schriften gegen des Königs Majestät, und zwar mit weit mehrerem Recht und Fug, als es von dem Gegentheil geschiehet, öffentlich durch den Büttel verbrennen zu lassen, unter welchen [man], wo nicht den Observateur hollandais,3 doch hauptsächlich die schändliche Charteque, so unter dem Titel „Lettre du Prince de Prusse et réponse du Roi“ 4 erschienen, nebst andern groben Schriften, so österreichscherseits herausgegeben worden, [wird] rechnen können. Es ist mir zum Erstaunen gewesen, wenn ich in den



1 Vergl. Bd. XV, 301. 321.

2 Vergl. Beilage II.

3 Ueber diese Zeitschrift vergl. Hatin, Les galettes de Hollande (Paris 1865) u. ders., Bibliothèque de la presse périodique française (Paris 1866).

4 Vergl. Nr. 14 a. u. 14 b. des „Catalogue raisonné des écrits attribues à Frédéric“ , in dem Schlussheft der Œuvres (1857), S. 158.