<301> letzteren französischen Zeitungen den Extract der sogenannten „Parallèle de la conduite p.“ 1 gelesen, mit was grosser Impudence man auch die offenbaresten Wahrheiten verdrehet, ganz insolent wider solche gelogen und alles in ein falsches Licht gestellet hat. Wenn dieses diejenige Pièce ist, womit nach des Herrn von Hellen vormaligen Berichten das französische Ministerium, es unter dem Namen eines Manifestes herausgeben zu wollen,2 gedrohet hat, so hat es billig Ursach, sich davor zu schämen und den Titel eines Manifestes in den der Parallele eines Anonymi zu verändern. Ich hoffe auch, dass solches nicht ohnbeantwortet [bleiben], sondern alles solidement in sein wahres Licht gestellet werden wird. Was mir bei diesem allen in gewisser Maasse etwas plaisant vorkommet, ist, dass ich aus allen Piecen, so sowohl von dem wienerschen Hofe als dem Reichshofrath in denen Zeitungen als sonsten public gemachet werden, [ersehe, wie] diese allemal Chursachsen zum cheval de bataille machen und simuliren, als ob dieses die Ursache von dem Kriege wäre und der Hof zu Wien gar nicht anders dabei interessirte, um dadurch nur dem Publico die einzige und wahre Ursache dieses facheusen Krieges aus dem Andenken zu bringen. Ich bin zu wenig zu beurtheilen [im Stande], ob es also nicht gut und nöthig wäre, bei allen Gelegenheiten und in verschiedenen kleinen Piecen dem Publico das Andenken aller Menées und Procédés des wienerschen Hofes, die dieses unselige Kriegesfeuer erreget, wieder von Zeit zu Zeit zu erneuren und zu unterhalten.

Ew. Excellenz wollen es meinen gerechten Schmerzen und Empfindungen condonniren, wenn ich in dergleichen Digression gerathen und fast darüber von dem Hauptzweck dieses meines Schreibens abgekommen bin, so eigentlich darin bestehet, dass Deroselben ich abermalen eine Posttasche mit verschiedenen Papieren von Importance, die mir, wenn hiernächst ich wiederum zu des Königs Majestät gehen müsste, zur beschwerlichen Last sein würden, adressire . . .

Eichel.

P. S.

Ich habe vergessen, Ew. Excellenz nachrichtlich anzuzeigen, wie dass des Königs Majestät schon seit einiger Zeit her die Relationes des Herrn von Viereck gar nicht mehr, die aber von dem Benoît sehr wenig und selten sehen noch lesen wollen, auch ich nur Zeit meiner Anwesenheit allhier Gelegenheit genommen, die Relations des Benoît der russischen Umstände halber Sr. Königl. Majestät herauszuschicken, ohne dass jedoch ich eigentlich weiss, ob solche gelesen worden seind oder nicht. Ich melde dieses nur deswegen, damit, wenn wegen beider Referenten und deren Rapports etwas importantes vorkommet, ein Königl. Departement nicht etwa in den Gedanken stehe, als ob erstere deshalb immediate beschieden würden, und dass mithin bei importanten



1 „Parallele de la conduite du roi de France avec celle du roi d'Angleterre.“ Vergl. diese französische Staatsschrift in den Danziger „Beyträgen“ Bd. vii, S. 135.

2 Vergl. S. 20.