10343. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Schönfeld, 20. September 1758.

Eichel übersendet dem Minister Briefe des Königs zur weiteren Beförderung, den Brief an Hellen,254-2 „den des Königs Majestät pressiren“ , und den an Knyphausen;254-3 ferner eine Antwort an die Herzogin von Gotha,254-4 die „eigenhändig von des Königs Majestät und von besonderer Importance ist; daher wohl nöthig sein dörfte, vor deren sichere und richtige Beförderung eine ganz besondere Attention zu haben“ .

Eichel bestätigt den Empfang der durch Finckenstein übersandten Briefschaften von Rexin254-5 und schreibt hierzu:

Vorläufig approbiren des Königs Majestät sehr, dass Ew. Excellenz durch Herr Schickler254-6 eine gewisse Relation254-7 an den Briefsteller abgehen lassen, und da die erstere wegen der Anzahl Trophäen und Gefangenen noch nicht ganz accurat gewesen, so wünschen des Königs Majestät, dass die nähere Nachricht deshalb, wie solche unter dem Namen eines preussischen Officiers in der Breslauer Zeitung254-8 gestanden,<255> nebst der Relation von der diesjährigen Campagne mit der Continuation,255-1 auch dem letzteren kleinen Bulletin255-2 auch dahin geschicket, hinfüro aber durch denselben Canal damit continuiret werden könnte, da man so sehr heisshungrig nach denen dort so rar eingehenden Nouvellen ist.

Insonderheit würde man gerne sehen, wenn ein etwas succinctes Promemoria255-3 von denen bisherigen Unternehmen derer Russen in Preussen und in Polen, — deren Absicht, diese Provinzen als Conqueten zu behalten, auch wegen der Poteaux Nova Russia wie Nova Servia,255-4 desgleichen was wegen Danzig,255-5 Thorn etc. geschehen, ingleichen wie hart und méprisant mit der Republik und denen Polen verfahren worden, auch endlich die affreusen Suites in Égard Polen, Schweden, Dänemark und der Pforte, wenn es hierunter denen Russen, denen Oesterreichern aber die teutsche Reichsfürsten und Teutschland überhaupt unter die Füsse zu bringen gelingen sollte, — aufgesetzet, in Chiffres gebracht und Absender des Briefes quaestionis zu seiner Information und Gebrauch mitgeschicket werden könnte . . .

Eichel.255-6

Auszug aus der Ausfertigung.



254-2 Nr. 10342.

254-3 Nr. 10338.

254-4 Vergl. Nr. 10299: vermuthlich vom 19. zu datiren.

254-5 Vergl. S. 255. Anm. 9.

254-6 Die Berichte Rexin's und die Erlasse an ihn gingen über Amsterdam als Geschäflsbriefe zwischen dem Berliner Banquierhaus Schickler und Handelshäusern in der Türkei.

254-7 Die Relation über Zorndorf, Nr. 10243.

254-8 In der „Schlesischen privilegirten Staats-, Kriegs- und Friedens - Zeitung“ Nr. 103 von Sonnabend 2. September 1758 befindet sich ein „Schreiben eines preussischen Officiers von dem Dohnaischen Corps vom 29. August“ (Separatabdruck auf der Stadtbibliothek in Breslau). Dieses „Schreiben“ hat Eichel oben wohl im Auge.

255-1 Nr. 10133 u. 10232.

255-2 Nr. 10323.

255-3 Den obigen Weisungen gemäss wurde von Hertzberg ein Promemoria verfasst, das am 30. September von Finckenstein an Rexin gesandt wurde. Das Promemoria beginnt: „Es ist weltbekannt, dass der russische Hof seit vielen Jahren ...“

255-4 In der Hertzberg'schen Denkschrift wird darauf hingewiesen, dass die Russen in Ostpreussen Pfähle mit der Inschrift „Nova Russia“ zum Zeichen der Besitznahme des Landes aufstellten, sowie sie „den Theil, welchen sie der Ottomanischen Pforte abgezwackt, mit dem Namen Nova Servia (vergl. Bd. X, 540) beleget“ .

255-5 Vergl. S. 243.

255-6 Am 21. September schreibt Eichel dem Minister über die Beförderung des königlichen Schreibens an Rexin (Nr. 10330) und kommt noch einmal auf die zu entwerfende Denkschrift zurück.