10385. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.284-1

Rammenau, 2. October 1758.

Ich habe Euren Bericht vom 28. September richtig erhalten, und ist Mir der Parti, den Fermor genommen, über Stargard zu defiliren und dadurch das Land zu ruiniren, sehr unangenehm zu vernehmen gewesen. Uebrigens so sehe Ich wohl ein, dass Ihr dagegen vorjetzo nicht viel thun könnet, und werde Ich nichts zu Euch von Truppen defiliren lassen können, bis Ich den Daun hier los sein werde.

Was Ihr Mir wegen des Engelländers von Katt284-2 schreibet, solches ist wohl anjetzo zu weitläuftig und würde zum wenigsten drei Monate Zeit erfordern, da dann die Türken, wenn es ihnen gegen Russland Ernst, die russische Armee längst obligiret haben würden, Meine Lande zu räumen.

Mein Sentiment ist also, dass Ihr vor der Hand nur auf Soldin oder Königsberg oder wo Ihr es convenable finden werdet, marschiret, um Euch zu setzen. Dieses halte Ich für absolute nöthig, wobei Ihr observiren müsset, Euch Posten auszusehen, da Ihr Moräste oder Wald vor Euch habet.

Das Bataillon Husaren von Möhring muss bei dem Wedell'schen Corps stehen bleiben. Habet Ihr aber von Euren Husaren dahin detachiret, so könnet Ihr solche wieder an Euch ziehen, wann Ihr die Plettenberg'schen Dragoner284-3 zurück zu Euch beordern werdet.

Die Avancements bei Eurem Corps d'armée betreffend, so werdet Ihr den Obristen von Kleist, welchen Ich zum Generalmajor declariret und ihm das Rauter'sche Regiment gegeben,284-4 mit ehestem zu Euch kriegen. An des verstorbenen Generalmajor von Kurssell Stelle werde auch einen andern denominiren. Ich kann Euch aber nicht bergen,<285> dass, da die Wege anjetzo durch feindliche Streifereien sehr unsicher, Ich mit Absendung der Generals es noch anstehen lassen muss, weil Ich sonst befürchten müsste, dass sie auf der Route vom Feinde zu Kriegesgefangenen gemacht werden könnten.

Dem Rüsch'schen Regiment kann Ich, da es sich so schlecht gehalten, gegenwärtig das Avancement nicht lassen, und werde Ich also für dieses Mal tüchtige Officiers zu solchem schicken.

Der Gr. Kleist wird, sobald möglich, darhin kommen.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin. Der Zusatz eigenhändig.



284-1 Ueber Dohna's Berichte aus dem Monat September vergl. S. 213. Anm. 3. Die Berichte vom October sind datirt am 2. aus Soldin, am 3.—18. aus Pyritz, am 21.—29. aus Stargard.

284-2 Ein, wie es hiess, bei der Kaiserin von Russland in grosser Gunst stehender Engländer von Katt sollte durch den englischen Gesandten in Petersburg für Preussen gewonnen werden.

284-3 Vergl. S. 251. Anm. 4.

284-4 Vergl. S. 275.