<662>fänglich in letzterer Meinung confirmiret worden, als sie gesehen, dass der Generallieutenant Zieten sich nach der vorhin schon gemachten Disposition aus Kesselsdorf heraus und hinter solches gezogen; daher sie dann auch schon attaquiren wollen. Als sie aber deshalb näher ange[rückt] und die beiden Linien der Armée sich formiren und die Regimenter von allen Orten anmarschiren gesehen, haben sie sogleich, was von Infanterie bei ihnen gewesen, zurückgeschicket, welcher die Kavallerie auf das schleunigste gefolget ist, so dass ausser etlichen 20 Kanonschüssen und einigen Gefangenen, so bei der Retraite auf sie gemachet worden, nichts weiter passiret und alles wieder in seine vorige Posten eingerücket ist.

Die Nachrichten, als ob die österreichische Armée sich nach Böhmen zurückziehen werde, continuiren; man versichert, dass gestern alle dero Bagage völlig voraus nach Böhmen abgegangen, um alsdann in ihrem Rückmarsch nicht arretiret zu werden und eine übele affaire d'arrière-garde zu haben. Was von schweren und metallenen Canons in Dresden gewesen, sollen sie auch dahin geschicket haben. Wie sonsten die Umstände daselbst sehr calamiteuses sein müssen, werden Ew. Excellenz aus der abschriftlichen Anlage eines von Dresden durch Torgau nach Leipzig passirten und aufgemachten Schreibens1 ersehen. Von den übrigen, ob die ganze feindliche Armée nach Böhmen gehen, auch ob Dresden abandonniret werden wird, suspendire ich billig noch mein Urthel, bis sich solches näher eclairiret haben wird; inzwischen die feindliche Truppen an vielen Nothwendigkeiten, als Salz, Fleisch und dergleichen, Mangel leiden, das Brod annoch aus Dresden, aber nicht suffisant bekommen, auch wegen Fourage in Verlegenheit sein sollen, des heftigen Frostes, so hier täglich zunimmt, zu geschweigen. Veuille2 le bon Dieu seulement qu'il ne nous arrive de pareils malheurs, comme à Finck, par rapport aux autres corps détachés, dont il y en a qui sont assez en l'air, à moins que leurs commandeurs ne se soutiennent habilement.



1 Der Brief eines Privatmannes, d. d. Dresden 19. November: „Unsere Umstände werden täglich und stündlich immer gefährlicher und das Holz und Brodkorn aus Mangel an Zufuhr erstaunlich rar.“

2 Das folgende in Chiffern; daher französisch.