11623. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN.

Wilsdruff, 23. November 1759.

Bei meinem vorigen heutigen Schreiben659-6 ward ich durch die auf einmal gekommene Ordre unterbrochen, dass alles auf das schleunigste aufbrechen sollte, indem die feindliche Armée gegen Kesselsdorf, wo der Generallieutenant von Zieten mit einem Avantcorps stand, im Aufmarschiren begriffen wäre, und es mithin wohl noch zur Bataille kommen dörfte; es Hessen auch des Königs Majestät die Armée anrücken und sich en ordre de bataille formiren. Vor Kesselsdorf auf einer Anhöhe hatte sich ein starkes Corps feindlicher Kavallerie gesetzet und formiret, und wurde mit den dabei befindlichen Kanonen gedachtes Dorf, jedoch ohne Effect, beschossen; es zog sich aber solches feindliche Corps nicht lange darauf [zurück], und die in grosser Menge ankommende feindliche Deserteurs haben ausgesaget, wie nurgedachtes Corps nur commandiret wäre, den Rückmarsch der übrigen österreichischen<660> Armée, so nach Böhmen ginge, zu decken, davon ein Theil jenseit der Elbe ginge. Des Königs Majestät haben darauf mehr erwähntes feindliches Corps durch das vom General Zieten und noch dazu gegebener Kavallerie à toute bride verfolgen lassen, um weitere und nähere Nachrichten vom Feinde zu haben, wovon bisher noch keine weitere Nachricht gekommen.

''Ich habe Ew. Excellenz dieses nur sogleich par Estafette melden wollen, um Deroselben durch den Schluss meines vorigen heutigen Schreibens keine ohnnöthige Ombrages zu geben, dabei ich zu excusiren bitten muss, dass solchen mit vieler Confusion geschrieben . . .

''Es hätte das Spiel derer Oesterreicher sein können, heute Bataille zu geben, um sich mehrere Luft und Raum zu machen; da es aber nicht geschehen, so zweifele nunmehro, dass dieselbe etwas hasardiren werden, vielmehr glaube fast gewiss, dass, da es ihnen bisher fast an allem zur nöthigen Subsistance in dem kleinen Winkel, so sie in Sachsen mit der Armée noch occupiret, gefehlet, sie sich nacher Böhmen, so gut sie können, zurückziehen werden. Auch daselbst aber wird ihnen die Subsistance vorerst schwer fallen, weil des Königs Majestät wenig Tage vorher vor der Finck'schen Affaire ihnen durch ein kleines in Böhmen geschicktes Corps das Magazin zu Aussig gänzlich ruiniren lassen,660-1 so dass, wenn nurgedachtes Unglück mit dem General Finck, worüber ich mich noch nicht consoliren, noch einen Begriff davon machen kann, nicht geschehen wäre, die Campagne sich hier recht gut und glücklich geendiget haben würde. Ob sonsten die Oesterreicher bei ihrem Abzüge Dresden werden abandonniren oder noch souteniren wollen, solches wird sich in wenig Tagen zeigen müssen.

Ew. Excellenz bitte nochmals ganz gehorsamst, das abschriftlich übersandte Chiffré der zugleich beigefügt gewesenen Dépêche an den Herrn von Knyphausen zu examiniren660-2 und allenfalls denselben, etwa durch ein Handschreiben, über ein und anderes, so Dieselbe nach den jetzigen Umständen in Engelland nicht convenable finden möchten, zu rectificiren oder gedachtem Herrn von Knyphausen an die Hand zu geben. Ich habe gedachte Dépêche so expediret, wie des Königs Majestät Sich gestern gegen mich darüber expliciret, die aber Selbst zu biaisiren schienen, ob nicht etwa die Delicatesse des englischen Ministère blessiret werden könnte.660-3

Eichel.

Es ist hier eine ganz affreuse Kälte, wie solche im Januario sein kann; ich wünsche, dass die Saison dorten erleidlicher sein möge.

Nach der Ausfertigung.

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659-6 Nr. 11621.

660-1 Vergl. S. 652.

660-2 Vergl. Nr. 11621. 11622.

660-3 Finckenstein fügt daraufhin dem officiellen Ministerialerlass, d. d. Berlin 25. November, ein Handschreiben bei, in dessen Postscript er dem Gesandten mittheilt: „Apres avoir déjà écrit ma dépêche d'aujourd'hui, je reçois au moment du départ du courrier un second ordre immédiat du Roi que je n'ai pas voulu manquer, Monsieur, de vous faire tenir par la même occasion. Comme la copie de cet ordre m'a été communiquée, j'ai cru devoir y ajouter les observations suivantes, savoir que l'idée du Roi me paraît très bonne et très solide en elle-même et très conforme en même temps aux vues que le ministère britannique a manifestées au sujet d'une paix séparée à moyenner entre Sa Majesté et la Russie; il serait à souhaiter en effet que le sieur Keith mît non seulement dans l'arrangement de cette affaire le feu et l'activité nécessaires, mais qu'il fût aussi autorisé à y ajouter les largesses envers les minisires qu'il faut employer absolument dans toute négociation qu'on veut faire réussir à Pétersbourg; mais comme il se pourra que les ministres anglais fussent surpris de se voir requis pour une chose qu'ils prétendront peut-être avoir déjà faite, et qu'ils trouvassent même ure espèce de contradiction entre la demande du Roi et les difficultés que Sa Majesté a faites précédemment de nous faire écrire au sieur Keith selon leurs désirs, (vergl. S. 630. 633. 637. 639) ce sera à vous qui êtes sur les lieux, à vous servir des éclaircissements que nous vous avons déjà fournis sur ce refus, pour donner à l'insinuation dont Sa Majesté vous charge par la susdite dépêche immédiate, la tournure la plus propre à prévenir les objections qu'on pourrait vous faire, à ménager la délicatesse du ministère britannique et à les mener au but que le Roi se propose.“