<385> dass diese kleine Bisbilles wieder corrigiret und das vorige enge und genaue Vertrauen wieder völlig herstellet werden könnte, welches auf die gemeine Sache so eine grosse Influence hat; denn ich gegen Ew. Excellenz wohl in gleichem Vertrauen sagen, auch durch die bei Deroselben deponirete Papiere es legitimiren kann, dass, woferne nicht des Königs Majestät vor denen vor den Prinzen so glorieusen Bataillen von Crefeld und von Minden denselben durch Dero sehr heilsame Inspirationes gleichsam geführet hätten, die Sachen nach dem dazu dort schon gemachten Zuschnitt einen sehr Üblen Pli genommen haben dörften. welches dem Prinzen jedoch wegen seiner sehr sagen Execution des ihm gegebenen guten Rathes an seinen dadurch erworbenen Meriten in nichts präjudiciret. Ich bescheide mich inzwischen, wie dejicat es vor einen Particulier sei, sich von dergleichen zu meliren und die Finger zu verbrennen; daher ich es auch nur bei dem treuen Wunsch lasse, dass alle Rancune cessiren und die vorige Harmonie und Confiance retabliret werden möchte. Nur muss zum Schluss noch den einigen Umstand anführen, dass, als des Königs Majestät im verwichenen Winter den Prinzen baten, seinen Plan zur Campagne so einzurichten, dass ein ganz mässiges Corps von seiner Armee sowohl Hessen als auch die damals linke Flanke des Königes1 gegen Thüringen deckete, um die Kreistruppen in Respect und Jalousie zu halten, damit solche nicht, wenn des Königs Majestät ihnen nichts opponiren könnten, impunément gegen Leipzig und nach dem Magdeburgschen und Halberstädtschen, auch wohl gar Braunschweigschen rücken und diese Länder nebst einem Theil des Hannoverschen ravagiren könnten, da niemalen an einen Rappel der 10 Escadrons Dragoner gedacht sein würde, der Prinz dennoch solches rotunde refusirete und die Ohnmöglichkeit davon angab. Worauf denn nachher gedachter Rappel erfolgete. Diese Escadrons seind endlich auch, nachdem sie vorher auf alle Weise zurückgehalten worden, so dass der König endlich die Ordre dazu selbst immédiate an den Prinz von Holstein-Gottorp schicken müssen,2 wirklich auf dem Marsch und dörften den 11. Junii bei Leipzig, nisi interim aliquid novi eintreffen.

Wegen der letzteren Antwort des Königs Majestät an Ew. Excellenz auf einen Cas, den Gott weit entfernen wolle,3 habe meine geringe Gedanken nur noch dahin anfuhren wollen, dass, wenn auch der ohnglückliche Vorfall, dessen darin erwähnet worden und welchen der Höchste verhüten wird, geschähe, es meines Erachtens ohnverantwortlich bleiben würde, wenn man alsdenn nicht alle Mesures nähme und dasjenige, so darin enthalten, so gut wie es alsdenn möglich wäre, wenigstens in der Nachtbarschaft zu sauviren [suchte], sondern es gleichsam, poings et pieds liés, zur Discretion zu überliefern. Ich hoffe zu Gott aber, dass der Cas niemalen existiren wird; indess man doch auf ohnverhoffte Fälle gedenken und in Zeiten einige Ueberlegung deshalb machen kann, um nicht ganz à l'improviste genommen zu werden.

Von Ew. Excellenz erbitte mir das einzige zur grössesten Gnade, dass Dieselbe geruhen, dieses mein Schreiben nach dessen Durchlesen sogleich zu verbrennen, damit durch keine Art von menschlichen Zufällen solches zu keines anderen Gesichte kommen kann: eine Gnade, so ich mir von Ew. Excellenz sicher und gewiss verspreche und Dieselbe darum höchstens conjurire.

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



1 So. Vergl. S. 184.

2 Vergl. Nr. 12022.

3 Vergl. Nr. 12112.