11842. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Freiberg, 16. Februar 1760, Abends um 6 Uhr.

Aus denen an Ew. Excellenz vermuthlich schon gekommenen Duplicatis derer gestern durch einen Courier allhier eingelaufenen Dépêches des Herrn Baron von Knyphausen105-1 werden Dieselbe bereits ersehen haben, wie das englische Ministère des Königs Majestät nicht nur frei gelasssen, wenn indépendamment Dero Canäle im Haag Dieselben sonsten noch andere finden könnten, um das Friedenswerk mit Frankreich zu acceleriren, sondern auch solches selbst ganz gerne sehen würde.

Des Königs Majestät haben dannenhero die Resolution gefasset, einen eigenen Émissaire nächstens nach Paris im allerhöchsten Secret abzusenden und denselben deshalb mit denen gehörigen Instructionen zu versehen. Um aber das Secret um so mehr zu menagiren und das Subjectum, so Sie dazu gebrauchen wollen, gleichfalls um so mehr ausser Soupçon zu halten, als ob er Deroselben attachiret sei und vor Dieselbe arbeitete, so seind Sie entschlossen, jemanden von einem benachtbarten Hofe105-2 dazu zu gebrauchen, den Sie aber Selbst noch nicht kennen, noch wissen, wie er heisset und wer es sein wird, indem Sie es darunter auf den Choix der regierenden Fürstin ankommen lassen wollen.

Ich werde die Ehre haben, Ew. Excellenz deshalb mit nächstem alles umständlicher im Vertrauen zu schreiben, da es die Zeit jetzo ohnmöglich zugiebet, indem des Königs Majestät mir befohlen haben, sogleich an Ew. Excellenz einen expressen Courier zu senden und von Höchstderoselben wegen zu vermelden, wie Ew. Excellenz alsofort und<106> auf das baldigste eine Art von Créditif vor gedachten Émissaire unter Dero und des Herrn Grafen von Podewils Excellenz Unterschrift an das französische Ministerium oder vielmehr an den Duc de Choiseul ausfertigen und Deroselben gehörig couvertiret, überschrieben und sous cachet volant gesiegelt citissime und mit demselben Courier, der dieses überbringet, hierherschicken möchten, so dass der Courier in Zeit von ohngefähr drei Tagen von hier nach Berlin und wieder zurück sein könne, weil alsdenn des Königs Majestät wegen völliger Abfertigung des Émissaire alles Selbst besorgen wollen. Ihm an den Duc de Choiseul ein Créditif unter Dero Unterschrift mitzugeben, halten des Königs Majestät vor gut noch Anstand zu nehmen, dahero Sie wollen, dass solches unter Ew. und des Herrn Graf Podewils Excellenz Unterschrift geschehen sollen, auf dass gedachter Émissaire, wenn es so weit kommet, dass es nöthig ist und erfordert wird, sich nur dadurch wegen seines Anbringens und Vortrages legitimiren kann. Zu schliessen ist derselbe zu nichts autorisiret noch instruiret, sondern nur Generalia zu proponiren, zu hören und zu berichten und dem Befinden nach weitere Ordres zu erwarten oder weg und zurück zu gehen. Ich muss vor dieses Mal damit schliessen und nur vor mich gehorsamst bitten, dass Ew. Excellenz gedachtes Créditif mit dem allerfordersamsten und zwar, wie es bei so eigenen Umständen wohl nicht anders sein kann, mit dem Namen des Émissaire en blanc, an des Königs Majestät einsenden, als Die, wie ich zum voraus versichert bin, solches mit der grössesten Ungeduld erwarten werden.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



105-1 Vergl. Nr. 11 840.

105-2 Vergl. Nr. 11841.