12034. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Freiberg, 22. April 1760.

Ich kann Ew. Excellenz bei Gelegenheit gegenwärtigen Schreibens von des Königs Majestät294-2 nichts weiter melden, als dass solches zum höchsten pressiret und dass ich auf Höchstderoselben Befehl den Courier instruiren müssen, sich über höchstens 6 à 8 Stunden in Magdeburg nicht aufzuhalten, sondern je ehe je lieber seinen Weg fortzusetzen, weil die ihm mitgegebene Dépêche sehr pressiret und der Umstand, welchen der von Hellen in seinem heute hier eingegangenen Bericht vom 15. dieses294-3 meldet, solches noch pressanter machet, inzwischen es des Königs Majestät höchst angenehm sein würde, wenn derselbe alles erforderliche zugleich mitnehmen könnte; es würde auch zu lange dauren und des Königs Majestät nichts mit [einverstanden] sein, wenn Ew. Excellenz bei Höchstderoselben zuvorderst noch Rückfrage halten wollten. Dieselbe verlassen Sich lediglich auf Ew. Excellenz und Deroselben in dergleichen Sachen schon habenden Routine, von welcher Höchstdieselbe sagen, dass Sie solche, obschon der französischen Sprache mächtig, nicht hätten, und daher, um in einem oder andern nicht anzustossen oder zu fehlen, nicht deshalb Selbst aufsetzen, sondern Sich darunter auf Ew. Excellenz reposiren und in der Dépêche quaestionis den Stoff dazu geben wollen. Ich bin befehliget worden, Ew. Excellenz dieses und dass Dieselbe nur gleich alles dieses vor Sich alleine ohne vorgängige Conferenz expediren möchten, annoch zu melden, wovon mich hierdurch schuldigst acquittiren sollen.

Eichel.

Des Königs Intention bei Pressirung des Couriers ist hauptsächlich mit, dass derselbe noch in dieser Woche das nach Engelland abgehende Paquetboot zu Scheveningen nicht versäumen, sondern mit solchem noch übergehen möchte, welches künftigen Sonnabend von dort abgehet,<295> sonsten er dorten wiederum 4 Tage länger liegen muss und vielleicht gar inzwischen des guten Windes verfehlen kann.295-1

Nach der Ausfertigung.



294-2 Nr. 12033.

294-3 Vergl. Nr. 12032.

295-1 In einem weiteren Schreiben vom 22. April theilt Eichel dem Minister mit, er habe von dem Boten Rexins (vergl. S. 284) noch erfahren, „dass sowohl der Sultan als der Grossvezier ein gar grosses Verlangen trügen, jeder ein Portrait von des Königs Majestät zu haben“ , dass der Grossvezier sich ein im Besitze Porters befindliches Portrait des Königs habe holen lassen und dann zum Sultan gesandt habe, „und [dass dieser] selbiges mit vieler Attention angesehen und endlich gesaget habe, dieser Prinz müsse von einem sehr grossen Geist sein, darauf aber befohlen das Portrait in seinem Zimmer zu lassen, wo es auch geblieben“ . Finckenstein möge zwei passende Bilder in schönen Rahmen besorgen, auch die Beschaffung der übrigen Geschenke (vergl. S. 281) sich angelegen sein lassen.