12247. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Hauptquartier auf der Grünen Wiese, 14. Juli 1760.

Ich habe einen an des Prinz Ferdinand von Braunschweig Durchlaucht sogleich abzuschickenden Courier487-2 nicht abgehen lassen können, sonder Ew. Excellenz nur mit ganz wenigen zu vermelden, dass, nachdem des Königs Majestät Dero Weg auf Dero Märsche gegen Bautzen gerichtet, der Feldmarschall Daun die seinigen weiter gegen Schlesien vorpoussiret, uns auch bis Görlitz und noch weiter gegen Lauban vorgekommen seind, dagegen uns den General Lacy in seinen festen Lägern zur Seite gelassen, um uns bei dem weiteren Vormarschiren nach Schlesien vermuthlich beständig in der Arrièregarde zu harceliren und die Märsche so beschwerlich wie möglich zu machen. Des Königs Majestät haben demnach auf einmal die Partie genommen, Sich vorerst hauptsächlich an den Lacy zu attachiren und mit demselben wo möglich eine Affaire zu engagiren, welches dann von dem Succès gewesen, dass derselbe, sobald er von des Königs Annäherung benachrichtiget worden, er jedesmal ein festes Lager nach dem andern mit der grössesten Précipitance verlassen und sich endlich auf Dresden zurückgezogen, daselbst die Elbe passiret und, mit der Reichsarmee conjungiret, in das sehr feste Lager im Plauenschen Grunde fast unter denen Canons zu Dresden [sich] gesetzet hat. Des Königs Majestät seind daher gestern früh mit Anbruch des Tages auch bei Kaditz, einem Dorfe ohngefähr eine kleine halbe Meile von Dresden, wo Schiffbrücken geschlagen worden, die Elbe repassiret, da Sie zu dem Hülsenschen Corps gestossen und intentioniret waren, den Feind auf gewisse<488> Maasse zu tourniren und denselben von hinten zu attaquiren. Sobald der General Lacy aber, der sich längst Dresden und Pirna gezogen, um daselbst dem König die Passage über die Elbe zu disputiren, gewahr ward, dass die Brücke jenseits Dresden geschlagen wurde, nahm derselbe noch gestern früh die Partie, sich mit seinem Corps und der Reichsarmee von Dresden weg und auf Pirna gegen Gross-Sedlitz zu ziehen und das, den ganzen Winter über fortificirete Lager im Plauenschen Grunde zu verlassen, welches dann gleich wieder von dem General Hülsen occupiret ward. Dresden ist also gestern noch investiret und überall eingeschlossen worden, nachdem der Feind den General Maquire mit 8 Bataillon darein gelassen. Gestern ward der Feind aus dem Grossen Garten delogiret, der General Maquire sommiret, der sich aber entschuldigte, noch nicht gnug pressiret zu sein, den Ort zu übergeben. So eben, halb sieben Uhr früh, wird die Vorstadt von Dresden gestürmet, um den Feind daraus zu delogiren und alsdann der Sache näher zu treten, die sich vermuthlich in 2 oder 3 Tagen decidiren muss ...

Eichel.

Wir haben bis dato nichts von Briefen erhalten. Der Feldmarschall Daun stehet noch bis dato zwischen Görlitz und Lauban. Auf den Fall er zurückkommen wollte, wird solches unter 4 à 5 Märschen nicht geschehen können. Der König ist zu allem präpariret.

Nach der Ausfertigung.



487-2 Vergl. Nr. 12246.