12345. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.570-2

Hauptquartier Bunzelwitz, 6. September 1760.

Euer Schreiben vom 4. dieses ist Mir richtig zugekommen. Ich sehe wohl ein, dass jetzo die Connexion zwischen Mir und Glogau noch nicht ganz sicher gemachet werden kann; Ihr sollet aber dort mit dem Major von Lichnowsky überlegen und allenfalls concertiren, ob nicht ein Freibataillon in Liegnitz zu setzen sei, um die Stadt gegen die Russen zu schützen, das platte Land in etwas mehr gegen den Feind zu decken und einen Posten zu haben, wohin allenfalls die der Orten detachirte Commandos Kavallerie sich repliiren können. Courbière würde da seine Sachen recht gut machen, wiewohl ihm nothwendig noch eine sechspfündige Kanon dahin mitzugeben sein würde.570-3 Ich habe jetzo ein Commando von 800 bis 900 Pferde570-4 nach Liegnitz geschicket, welche die Russen und Kosacken von der Seite wegschaffen werden; woferne aber nicht ein Posten von Infanterie dahin gesetzet wird, so werden jene alle Tage wiederkommen, und zuletzt wird wohl gar die Stadt geplündert und gebrannt werden.

Ich mache jetzo hier Meine Arrangements. Sobald solche fertig seind, so werde Ich in das Gebirge gehen, um die feindliche Armee da zu drängen, damit ihr ein Mangel an Subsistance und Fourage entstehe, und solche, daferne sie sich nicht schlagen will, dergestalt wegzutreiben. Ich gedenke damit in ohngefähr vierzehn Tagen fertig zu sein, daferne es nicht inzwischen zu einer Bataille kommet; welches Ich bald glaube, bald nicht glaube, dass es geschehen werde. Wo dieses nicht, so denke sonst den Feind durch Drängen wegzuschaffen, so aber gewiss vierzehn Tage dauren wird.

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Meine Nachrichten seind sonsten, dass die Russen ein Corps von 4000 Mann in Pommern bei dem Gollenberge gesetzet haben, auch dass sie zu Pillau schwere Artillerie embarquiren: woraus Ich judicire, dass sie Colberg belagern wollen. Woferne uns Gott hier Glück giebet, dass wir in Schlesien von denen Russen und Oesterreichern Luft kriegen, so wird Hinterpommern eines von den Orten sein, wo wir sodann gleich am allernothwendigsten werden hinschicken müssen. Dieses wird eine rechte Commission vor den Obristen von Thadden571-1 sein; daher, wenn Meine Umstände hier glücklich gehen, Ihr und Ich aber alsdenn so weit auseinander kommen sollten, dass wir uns einander nicht gleich schreiben könnten, so könnet Ihr nach Beschaffenheit der Umstände und wenn Schlesien sodann von den Russen nichts weiter zu befürchten, den von Thadden nur gleich mit 4000 Mann dahin detachiren, ihm auch Canons und Haubitzen mitgeben, indess auch mit dem General Herzog von Bevern zu Stettin darüber correspondiren. Jetzo ist es mit solchem Detachement noch keine Zeit, und schreibe Ich Euch solches nur vorläufig, dass, woferne hier alles glücklich gehet, Ihr alsdenn vorstehendes nicht vergesset.

Bei unserm letztem Marsch in hiesiges Lager haben wir den österreichschen General Nauendorff, so mit einem Corps von 1 Regiment Panduren und 5 Regimenter Kavallerie bei Striegau gestanden, etwas bei die Ohren gehabt. Die Panduren hat er bald abgezogen; als er aber es mit der Kavallerie auch thun wollen, hat diese etwas Haare lassen müssen, so dass an etliche 40 niedergehauen und 100 etliche 60 Gefangene gemacht, auch bis Hohenfriedberg gejaget worden. In dem Dorfe Jauernick hatte Beck sein Bataillon Jäger postiret. Dieses ist auch herausgejaget, etliche 60 davon gefangen gemacht, auch 300 Todte und blessiret worden.

Ich schreibe Euch dieses nur als eine Bagatelle, so den Feind in allem auf 700 Mann gekostet hat. Mit göttlicher Hülfe hoffe Euch nächstens importantere Nachrichten zu geben.571-2

Friderich.

Nach dem Concept.



570-2 Der General Goltz befand sich nach seinen Berichten im Monat September in Zerbau (nordnordöstl. von Glogau).

570-3 An Lichnowsky wird am 6. September in gleichem Sinne geschrieben. In demselben Schreiben bestätigt der König den Empfang des Berichtes vom 4. September. „Ihr habt sehr gut gethan, Mir sogleich nur summarisch und extractweise vorläufig zu schreiben, was der Courier von dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig mitgebracht, damit Ich nur vorerst ohngefähr weiss, was es ist [vergl. Nr. 12346 und Nr. 12347], und wünschete Ich, dass Ihr wegen der Jägers vom General Hülsen ein gleiches tbun können.“

570-4 An Lichnowsky: „600 oder 800 Mann Kavallerie“ .

571-1 Vergl. S. 269.

571-2 Dem General Lattorff wird am 6. September für seinen Bericht vom 31. August gedankt. „Von Meiner jetzigen Position wird Euch bereits bekannt sein, wie Meine Armee allhier ihr Lager zwischen Schweidnitz und Striegau genommen, der Feind aber annoch ausser einigen wenigen Veränderungen in seiner vorigen Position bei Freiburg und so weiter herunter gegen uns über stehet.“ Es folgen ähnliche Mittheilungen über die Vorgänge auf dem Marsch nach Bunzelwitz wie in dem obigen Schreiben an Goltz.