1183. AN DEN ETATSMINISTER VON BORCKE IN BERLIN.

Von dem Cabinetssecretär.

Potsdam, 1. September 1743.

Der König befiehlt, Finckenstein in Kenntniss zu setzen: „Wie es bei seinen vorigen Instructionen bliebe, indessen, soviel seine Conversationes mit Lord Carteret beträfe, so sollte er darunter einen andern Ton nehmen, sich gegen denselben réservé und mysterieux stellen, ganz froid und durch einen Haufen si und mais mit ihm sprechen, als ob er besondere Mystères couvirte, und also sehen und berichten, was dieses vor einen Effect auf gedachten Lord Carteret thun würde.“ ...

An Chambrier in Paris soll geschrieben werden: „Wie er an Amelot nur gerade weg sagen könnte, dass des Kaisers Conduite nicht zu desapprobiren wäre;414-1 man wüsste, wie schändlich Frankreich den Kaiser verlassen hätte, daher dieser wohl was thun müssen; inzwischen hätte er sich dennoch mit der Königin von Hungarn noch auf nichts eingelassen und thäte alles mögliche, um Frankreich zu menagiren. Es würde daher die Kron Frankreich Ursach haben, den Kaiser nicht so ganz und gar zu plantiren, sondern ihm wenigstens Subsidien zu geben, <415>dass er subsistiren könnte, damit er nicht par désespoir sich ganz und gar in die Arme der Feinde von Frankreich werfen und in alle Conditiones entriren müsste, welche diese ihm vorschreiben würden, welches gewiss auf Frankreich einen sehr üblen Effect thun könnte. Mit Défaites wäre es nicht ausgerichtet, und möchte M. Amelot glauben, dass die auswärtigen solche nicht vor baar Geld annähmen, sondern das Procedere von Frankreich gegen den Kaiser gar anders einsähen, als dass sie sich mit allen Défaites abspeisen lassen sollten.

An den p. von Klinggräffen sollte demnächst ein Extract aus des p. Chambrier Relation, sehr wohl chiffriret, communiciret werden, mit dem Beifügen, wie er Gelegenheit suchen sollte „den Kaiser darüber allein und en secret zu sprechen, und zu insinuiren, dass derselbe wenigstens noch zur Zeit eine Thüre mit Frankreich offen behalten und suchen möchte, von daher die Continuation der Subsidien zu erhalten, um nicht nöthig zu haben, sich der österreichischen Partie gänzlich in die Hände zu werfen, wie er denn den Kaiser bestens erinnern möchte, sich darunter nicht zu übereilen, sondern nur Geduld zu haben, bis seine Freunde im Stande wären, sich seiner mit behörigem Nachdruck anzunehmen.“ ....

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



414-1 Amelot hatte sich gegen Chambrier sehr missliebig über den Kaiser und seine Verhandlungen mit England und dem wiener Hofe geäussert. „La confiance est si alterée entre les deux puissances“ (Frankreich und Baiern) „qu'il est presque impossible que les choses puissent se redresser entre elles avec solidité“ (Bericht Chambrier's, Paris 23. August).