<107> Deroselben das Précis davon mündlich referiret und darauf die Resolution wegen des von dem von Rexin zu nehmenden Congé dergestalt erhalten, wie solche in seiner Antwort befindlich ist, in welcher ich solche verbotenus gefolget bin, ohne das geringste abzunehmen noch hinzuzusetzen, so dass ich vor mich in der ganzen Antwort nichts zugesetzet, als was darin wegen des Absterben des Königs von Engelland und wegen der Torgauer Bataille zu finden: Umstände, die ich geglaubet habe, dass der Rexin nothwendig informiret sein müsste, die ich auch, als ich die Dépêche zur königlichen Unterschrift geschicket, mit angezeiget und die darauf Approbation erhalten haben. Ich wünsche übrigens nicht, dass es das tout de bon des Königs sein möge, was er an Ew. Excellenz wegen der Affaires geschrieben. Bis dato ist es leider zu meiner höchsten Bekümmerniss und Chagrin zum Theil geschehen; ich hoffe aber, dass, wenn der erstere Dépit wegen nicht reussirter Absicht auf Dresden, so sich doch in einer puren Ohnmöglichkeit gründet, vorbei sein wird, es sich mit dem übrigen wohl legen und insonderheit Ew. Excellenz vielleicht baldige Ueberkunft nach Leipzig das meiste dazu contribuiren werde. Die Conjoncturen seind jetzo Deroselben am besten bekannter Maassen zur höchsten Crise gekommen und die Zeit, etwas zu negociiren, dergestalt précieux und kurz, dass es mit der Boutonn[om]ancie1 schlecht gehen dörfte; indess ist es gewiss, dass, woferne währendem instehendem Winter es nicht zu einem guten Frieden gebracht werden kann und das englische Ministère nicht auf solchen Fall allen Ernst gebrauchet und alle Efforts thut, um die Pforte in Bewegung zu bringen, damit solche gleich mit angehendem künftigen Frühjahr eine puissante Diversion machet und sich dazu schon instehenden Winter arrangiret, alsdenn des Königs Militairaffaires insoutenables bleiben und es ohnmöglich gehen kann, wenn auch unsere Fonds an Gelde noch so stark wären, wann die Russen kommenden Sommer wieder anfangen zu agiren und des Königs Majestät alsdenn zugleich die ganze schon überwiegende Forces derer Oesterreicher, der Schweden, der Reichsarmee und deren Appendix, den Württemberger, so schlecht solche auch sein mögen, auf dem Leibe haben sollen und es wegen der Menge und wegen der Diversionen an allen Orten fast nicht fehlen kann, als dass die schon sehr detraquirte Maschine völlig ecrouliren, deren Umsturz aber alsdenn den von des Königs von Engelland teutschen Provinzien, auch Braunschweig und Hessen entrainiren, vielleicht auch gar den Krieg in Engelland spielen müsste; denn es dort mit denen Seeforces nicht allemal ausgerichtet ist, und, da die feindliche Alliirte jetzo kein anderes Recht als ihre Convenance haben, noch gelten lassen wollen, Holland vielleicht wozu forciret werden kann, welches es sonsten abhorriret haben würde.

Ich bitte Ew. Excellenz um Vergebung, wenn dergleichen gegen Deroselben mich nach meiner grossen Schwachheit in dergleichen Sachen gegen Dieselbe entfallen lassen, die alles dergleichen weit besser penetriren; ich schreibe aber, wie mir solches mein beklommenes Herz eingiebet. Die Providence hat uns dieses Jahr auf eine fast miraculeuse Art aus einem ohnendlichen Labyrinth etwas gezogen; es ist aber schwer, auf die Folgen zu schliessen, und ich habe angemerket, dass unsere Feinde jedesmal nach geendigter Campagne wohl darauf raffiniret haben, worin sie es in solcher versehen und gefehlet haben, um es hiernächst ärger gegen uns machen zu können.. .

Die von Ew. Excellenz zugesandte Anzahl Exemplarien von der corrigirten Relation wegen der Torgauer Bataille2 habe gestern Abend noch gleich an des Königs Majestät gesandt, welche hoffentlich davon ganz zufrieden sein werden. Ich kann auch nicht anders als alles dasjenige, so Ew. Excellenz deshalb disponiret haben, höchstens applaudiren. Was in Wien wegen dieser Bataille passiret ist und warum man sich dort vielleicht mit einer ausgebreiteten Victoire so sehr präcipitiret hat, werden Dieselbe aus anliegender Abschrift einer zu Leipzig aufgemachten



1 Vergl. S. 103.

2 Nr. 12467. Vergl, Nr. 12509.