<108> Dépêche1 zu ersehen geruhen, desgleichen, was man Österreichscher Seits nachher, wie eine andere Anlage zeiget, in Wien deshalb publiciret hat.2 Ich wünschete wohl, dass unsere auswärtige Herrn Minister, so viel geschehen kann, davon einigt Notice hätten, um das ridicule deshalb ihrer Orten zeigen zu können, da nicht zu zweifeln, dass die Wiener dortiger Orten den Anstrich, so sie der Sache gegeben, effrontément werden souteniren wollen. Ich hoffe auch nächstens von Torgau zu erfahren, um welche Stunde am Tage der Bataille eigentlich Daun seinen Courier von dar nach Wien depechiret hat, so Ew. Excellenz alsdenn zu communiciren nicht ermangeln werde. Der Umstand von der Zietenschen Nachtaffaire ist eine lächerliche Invention, da jedermann weiss, dass um 1/4 nach 9 Uhr Abends die ganze Bataille vorbei gewesen und so Freund als Feind wegen Finsterheit der Nacht nicht, wie man saget, die Hand vor Augen sehen, letzterer aber davon profitiret hat, sich in der möglichsten Eil' theils über die drei vorhin schon geschlagene Schiffbrücken, theils durch die affreuse Défilés auf Belgern zu ziehen, so dass es von ihnen des Morgens um 8 Uhr ganz reiner Tisch bei Torgau gewesen und die Garnison sich auch à la sourdine herausgezogen hat. . .

[Eichel übersendet dem Minister das Schreiben Mitchells aus Glogau.] Die Antwort, so er darauf erhalten,3 um bald wichtiger Angelegenheiten halber hieher zu kommen, und das noch gracieusere Postscriptum, so des Königs Majestät eigenhändig beigefüget und den 16. dieses4 von hier bei Gelegenheit eines Couriers abgegangen, machen mir die Hoffnung, er werde, zumalen bei jetzo dortigen sicheren Wegen, bereits auf der Retour begriffen sein. Es ist Zeit, dass er dorten wegkommet, denn ich sonst besorge, er werde sein Métier vergessen; vor die Güte von seinem Herzen wollte ich wohl selber repondiren, obgleich ich ihn zu kennen glaube, dass solches zuweilen etwas leicht von Impressionen ist und er ehrliche Leute um sich haben muss...

Eichel.

P. S.

Sogleich laufet die Nachricht von dem Herrn Generallieutenant von Hülsen vom 21. dieses ein, dass, nachdem er sich mit seinem Corps gegen Chemnitz genähert habe, die Reichsarmee, nachdem sie ihre Artillerie und Bagage aus Précaution schon zwei Tage vorher weggeschicket, sich des Nachts um 2 Uhr mit ihrem sie jetzt commandirenden General Hadik so eilfertig auf den Marsch von Chemnitz gegen Zwickau und so weiter gegeben habe, dass auch unsere grüne Husaren, so bald darauf gekommen und sich alle Mühe gegeben haben, sie einzuholen, dennoch es nicht vermögend gewesen und nicht mehr als 2 Officiers und 60 Husaren gefangen machen können. Selbst die sächsischen Landleute haben ihre Eilfertigkeit und geschwindes Laufen nicht gnug beschreiben können.

Auszug aus der Ausfertigung,



1 D. d. Wien 8. November, gerichtet an den Fürsten von Anhalt-Zerbst; schildert die maasslose Freude über die falsche Nachricht von dem österreichischen Sieg und die Bestürzung beim Eintreffen der Nachricht von der Niederlage.

2 D. d. Wien 8. November. Der Verlauf der Schlacht bei Torgau wird darin so dargestellt, als hätten die Oesterreicher den Sieg in der Hand gehabt und hätten sich nur durch die Besetzung der Süptitzer Höhen durch Zieten in der Nacht „veranlasst gesehen, den behaupteten Wahlplatz mit Anbruch des Tages zu verlassen“ .

3 Nr. 12506.

4 Das Schreiben war jedoch vom 15. datirt.