<202> Liebden geschrieben1 und befohlen habe, da alles deshalb sehr pressiret, und werden Dieselbe auch Dero Ortes Sich darnach mit zu conformiren haben.

Friderich.

Colberg est très important pour la campagne qui vient; il faut le soutenir à tout prix, parceque c'est le sérieux des Russes de vouloir le prendre.

P. S.

Auch gebe Ich Ew. Liebden wegen der in Dero Schreiben Mir sonst noch gethanen Anfragen hierdurch zur Resolution, dass 1) Dieselbe den Etat nach denen Regimentern vorerst nur so formiren lassen können, so wie die Regimenter da seind. 2) Alles, was vor das Magazin im Mecklenburgischen ausgeschrieben wird, muss vor das Magazin zu Stettin destiniret sein, ausser das Quantum, so nach Spandau geschicket werden soll. Ich kann Ew. Liebden ohnmöglich jetzo schon schreiben, ob und was vor ein Corps d'armée nach Pommern schicken werde oder nicht, da Ich Selbst des Feindes projet de campagne noch nicht weiss; wenn Ich aber solches erst wissen werde, so werde Ich Mich auch wegen des nöthigen Magazins weiter expliciren. 3) Wenn in Küstrin nur auf vierzehn Tage vor ein Corps von 20000 Mann vorräthig, so ist solches alles, was nöthig ist; allenfalls kann im Nothfall mehr aus Stettin dahin kommen. 4) In Stettin muss noch ein considerabler Bestand von dem vorjährigen Magazin sein, weil dort kein grosses Corps gestanden, 5) Ob was in Colberg ist, weiss Ich nicht, und muss solches refranchiret2 werden, so jetzo wegen des Feindes nicht angehet. 6) Ew. Liebden müssen nicht glauben, dass im Mecklenburgischen so wenig Geld sei; es ist solches nur ein vorgeblicher Behelf von denen Leuten, um es zu trainiren; allenfalls müssen von ihnen gute, sichere und acceptirte Wechsel auf Hamburg, auf eine kurze Zeit zahlbar, geschaffet und angenommen werden. 7) Die 600 Winspel Mehl zur Consumtion müssen nicht abgerechnet, sondern apart ausgeschrieben und geliefert werden.

Friderich.3

Nach der Ausfertigung im Königl. Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart. Der Zusatz zum Hauptschreiben eigenhändig.



1 D, d. Leipzig 29. Januar. Der Herzog wird, ebenso wie Prinz Eugen, auf die der Festung Colberg drohende Gefahr aufmerksam gemacht. „Die Sache kommet Mir zu sehr important vor, dass also Ew. Liebden Dero Ortes alles von Bataillons, so Sie können, werden zusammenraffen und vorschicken, auch Selbst in Person werden mit müssen, um zu sehen und zu agiren, damit der Feind sich nicht an Colberg machen und daselbst etabliren könne. Welches zu verhindern Sich Ew. Liebden ohne einigen Verzug sehr angelegen sein lassen sollen. Von hier aus was von Truppen hinzuschicken, ist nach jetziger hiesiger Situation ganz ohnmöglich. Aus Schlesien was dahin zu detachiren, würde eine Zeit von mehr als vier Wochen erfordern, und wenn ein Unglück geschehen sollte, solches schon geschehen seind. Das einzige, so dergleichen noch retten kann, ist, dass Ew. Liebden einen coup dadresse machen und ein Corps Russen surpreniren und schlagen. Ew. Liebden werden Selbst sehen, was deshalb am besten zu thun sein wird; wodurch Ich Dieselbe hierdurch völlig autorisire, sonsten das Ding gefahrlich sein wird.“

2 So; statt „rafraichiret“ .

3 Mit einem zweiten Schreiben vom 29. Januar übersendet der König dem Prinzen einen Bericht Reimers, d. d. Danzig 21. Januar, in welchem gemeldet wurde, dass „die in Bewegung seiende russische Infanterie“ den „vorhin nach Pommern gegangenen leichten Truppen“ folge, auch seien „einige Dragonerregimenter dahin in Anmarsch“ . „Allen Absichten nach scheinet das Vorhaben auf Colberg gerichtet zu sein, und es verlautet auch aus dem Hauptquartier, dass gegen Colberg eine formelle Belagerung vorgenommen werden soll.“ Einige Infanterieregimenter seien aus ihren Winterquartieren in Preussen zum Theil über die Weichsel gerückt, „die diesseits der Weichsel gestandene Artillerie ist alle dem Corps gefolget, welche von Consideration sein soll; man rechnet das Corps, so jetzo nach Pommern gehet, auf 24000 Mann“ .