<59> lassen hätten. Die darin angeführte specielle Liste derer österreichischen kriegesgefangenen Officiers, ingleichen die [der] von unsern Officiers bei dieser Action gebliebenen und blessirten, bin ich noch nicht im Stande zu übersenden, da wegen der ersteren deren Anzahl sich noch täglich und stündlich vermehret, und viele österreichische blessirte Officiers, so auf denen Dörfern herumliegen, sich noch selbst als Kriegesgefangene angeben, und wegen der zweiten sich die Listen noch täglich ändern, da mancher Officier, der als todt angegeben worden, sich nur blessiret oder gar nunmehro praesens findet und was dergleichen Veränderungen mehr seind. Ich werde aber sehr darauf pressiren und sehen, es dahin zu bringen, dass Ew. Excellenz beide Listen nach Vermessung von ein oder zwei Tagen zusenden kann, da denn solche noch als ein Anhang oder Beilage zu der Relation sogleich nachgedrucket, gehöriger Orten nachgeschicket und alsdenn dem Public überlassen [werden] können.

Wegen der Relation selbst muss nur noch mit wenigem anführen, dass solche in allen Stücken, bis vielleicht auf das Compliment, so dem Feldmarschall Daun darin gemachet worden, dergestalt véridique und modeste geschrieben ist, dass manches, so noch zu unserer Avantage gesaget werden können, auch insonderheit bei den Trophées, darin zurückgeblieben und supprimiret worden, um denen Lästerern nicht die geringste Gelegenheit zu ihrem gewöhnlichen Calomniiren zu geben. Mein Gott, wenn die Oesterreicher Gelegenheit hätten, dergleichen Relation zu publiciren, was vor eine Étalage und Galimatias würde nicht davon und bis zum kleinsten Exploit des geringsten Fähnrichs gemachet werden! Der Herr Hauptmann von Cocceji wird unter andern sagen können, was auf dem Marsch nach Kemberg und nachher passiret und wie viel Gefangene gemachet worden, davon in der Relation nichts befindlich.

Bei allem diesen betrübet mich nichts mehr als das Désastre, so Ew. Excellenz Herr Bruder gehabt, gefangen zu werden, wiewohl solches auf eine vor ihn honorable Art geschehen, da es bei einem Choc der Kavallerie unter seiner Anführung vorgefallen, da ihm das Pferd unter dem Leibe todtgeschossen worden und er sogleich nicht ein anders bekommen, noch sich sauviren können. Wohergegen andere, als unser gute Herr General Bülow, durch die Finsterniss der Nacht von der Bataille und da sie auf österreichsche Truppen gestossen, da sie solche vor unsrige gehalten, in solchen Cas gerathen seind.

Ich entrire weiter in diese Affaire, als ich thun sollte, um so weniger, als ich gar nicht dabei gewesen und nur erst den Morgen nachher wieder zu des Königs Majestät gekommen bin, da Dieselbe vor gut gefunden, mich auf dem Marsche zur Bataille nebst andern auf anderthalb Meilen seitwärts zu lassen; dabei wir von der ganzen Bataille, obgleich in solcher von beiden Seiten 4 à 500 bouches à feu gebrauchet worden, nicht einen einigen Kanonenschuss wegen des abstehenden Windes gehöret haben, so dass wir geglaubet haben, dass die Affaire sich erst den folgenden Tag engagiren würde.

Des Königs Majestät poussiren nunmehro weiter vor gegen Dresden, und heute hat sich allererst gezeiget, wie die österreichsche Armee die Nacht nach der Bataille nicht die Zeit gehabt, gänzlich über ihre drei bei Torgau geschlagene Brücken zu passiren, sondern solches nur von einem und vermuthlich grössesten Theil derselben