12456. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Düben, 30. [October42-1] 1760, kurz vor dem Abmarsch.

So allgemein gestern der Bruit von dem Marsch des Daun gegen Leipzig war, so hat sich solcher doch unrichtig gefunden, und weiss man nunmehr, dass er der Gegend Torgau, Lacy bei Würzen und die Reichsarmee bei Leipzig stehet. Dieses giebt eine schlechte Perspective, dass es der Feind zu einer decisiven Affaire kommen lassen wolle, vielmehr ist zu besorgen, dass, sobald Sich des Königs Majestät dem einen oder andern nähere, solcher zurückgehen und alles Engagement zu vermeiden suchen werde. Es ist nicht zu begreifen, wie Armeen so wenig Nachricht von einander haben können, welches daraus mit erhellet, dass des Königs Majestät bei Ihrem Marsch von Dessau gegen Kemberg das Corps von dem General Ried fanden und beinahe surpreniret hätten, welches sich doch noch geschwinde retirirete, obschon ein paar hundert Gefangene im Stiche lassen musste, und welches noch nicht einmal gewusst hatte, dass der König über die Elbe gegangen. Dieses kann auch die Ursach sein, worum der König seit seinem Einmarsch in Schlesien42-2 schon über 1000 Gefangene gemachet. Ich wünsche bald was tröstlicheres und dass der König an die Neumark denke, melden zu können. In höchster Eil!

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



42-1 In der Vorlage: „November“ (vergl. Nr. 12455).

42-2 So; statt Sachsen.