12565. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON TAUENTZIEN. COMMANDANTEN VON BRESLAU.

Meissen, 2. December 1760.

Der König billigt es, dass Tauentzien „mit denen dortigen Lieferanten“ einen Contract über die Aufbringung von 4000 Kavalleriepferden geschlossen hat.

Ich muss Euch hierbei aber zugleich avertiren, wie Ich sowohl von Danzig aus als auch sonsten die, obschon noch ganz vague, Nachricht mit letzterer Post erhalte, wie an der Weichsel das Gerüchte gehe, als ob die Russen ihren Marsch nach Preussen wieder sistiret und die Intention hätten, eilend gegen Schlesien aufzubrechen, um denen Oesterreichern Luft zu machen. Nun scheinet Mir solches zwar um so weniger glaublich zu sein, als sonsten Meine Nachrichten besagen, dass die ganze russische Armee neben und hinter einander, jedoch sehr langsam, dem Ansehen nach gegen Bromberg, Mewe und Dirschau marschire, auch ihre leichte Truppen den 24. dieses noch alle in und an den hinterpommerschen Grenzen gestanden und im Marsch nach der Weichsel gewesen, und dass mithin, wann auch an vorerwähntem Bruit etwas wäre, solches ein kleines Corps von Bromberg sein könnte, welches wohl bald wieder zurückkehren möchte.

Da es inzwischen aber doch geschehen könnte, dass die Russen etwas von ihren leichten Truppen an denen Grenzen in Polen bis etwa der Gegend von Wartenberg vorschicken dörften, so werde Ich sehr gerne sehen, wenn Ihr die Pferdelieferanten nicht nur bestmöglichst<135> pressiret, dass sie die Remonte bald und geschwinde zu Breslau abliefern müssen, sondern dass Ihr auch dieselbe dahin instruiret, dass, wenn die Wege über Wartenberg nicht sicher blieben, sie mit den Pferden eine Détour über Creutzburg135-1 oder auf Brieg und, wo es nöthig wäre, gar über Oppeln nähmen. Ihr habt auch von oberwähnten Umständen dem Major von Lichnowsky zu Glogau Part zu geben, damit derselbe sich gleich durch seine an die Hand habende Emissaires erkundige, was auf denen polnischen Grenzen passiret, und wie weit etwas oder nichts an erwähntem Gerüchte sei.

Was die dortige Münzsachen anbetrifft, da habt Ihr Mir cito zu schreiben, wie viel Ihr vermeinet, dass die Münzjuden vor das kommende Jahr in Bausch und Bogen geben können;135-2 und da ihre Tympfe noch nach als vor ihren Cours in Polen haben, so können gedachte Juden nur immer damit fortmünzen, welches schon was thun muss.

Ich danke Euch übrigens vor die Communication derer aufgefangenen Briefe,135-3 auf dergleichen Ihr weiter Attention zu nehmen habet.

Friderich.135-4

Nach dem Concept.



135-1 Nordnordöstl. von Oppeln.

135-2 Vergl. S. 10.

135-3 Es waren dies nach Tauentziens Bericht Briefe, „welche von Berlin aus geschrieben und allem Ansehen nach unter versteckter Adresse an den Grafen von Brühl nach Warschau gehen“ . Vergl. Nr. 12564.

135-4 Dem Prinzen Friedrich Eugen von Württemberg schreibt der König, Meissen 2. December, „dass, so viel den hiernächst in Hinterpommern zu ziehenden Cordon anbetrifft, wenn die Russen aus Hinterpommern völlig delogiret sein werden, Ich solches lediglich Deroselben überlasse, um solches denen dortigen Umständen und Deren Befinden gemäss zu arrangiren“ . Im übrigen sei es „nothwendig, dass das Vor- und Hinterpommersche vom Feinde ganz gereiniget, auch demnächst durch den Cordon gedecket werde, denn sonsten die Regimenter, so darin Enrollirungscantons haben, als die Regimenter von Bevern, von Manteuffel, von Queis etc. die nöthig habende Rekruten daher nicht würden bekommen können“ . Mit einem weiteren Schreiben an den Prinzen, vom 2. December, wird ihm eine Liste derjenigen Regimenter übersendet, welche mecklenburgische Rekruten erhalten sollten. „Es bleibet aber diesem ohnerachtet bei der von Mir vorhin determinirten Anzahl von 3000 Rekruten, welche von nur gedachtem mecklenburgschen Lande an Ew. Liebden aufzubringen und welche von solchem beizutreiben seind.“ [Stuttgart. Hausund Staatsarchiv.]