12689. AN DEN CAPITÄN VON ANHALT.

Leipzig, 20. Februar 1761.

Ich bin sehr erfreuet gewesen, aus Eurem Rapport vom 18. dieses zu ersehen, dass das alliirte Corps den Feind zu Eisenach völlig delogiret hat, so dass alles vom Feinde dortiger Orten, auch zu Gotha weg ist, und approbire sehr, dass der Generalmajor von Syburg den Marsch des alliirten Corps mit einem Detachement von Kavallerie decken, auch dadurch zugleich die Entreprise auf Eisenach facilitiren lassen.

Ich sehe wohl, dass Mein dortiges Corps Mühe haben wird, in seiner jetzigen Position und dortigen Gegenden zu leben; und weilen zu Gotha und der Orten nichts von der Reichsarmee weiter ist, so will Ich die bisherige Disposition darunter dahin ändern, dass das Leibregiment zu Pferde nach denen Gegenden von Querfurt, Laucha, Nebra, in einem von diesen Orten, wo es will, sich quartieren kann. Es muss solches aber bei solcher Gelegenheit demohnerachtet die committirte Ausschreibungen an Contribution und Magazinheferungen beizutreiben continuiren, nämlich von denen Gegenden von Langensalze, auch Tennstädt und Mühlhausen und der Orten hin, da dann, wenn die gefoderte Magazinlieferungen nicht in natura vorhanden wären, solche in Gelde bezahlet und Mir berechnet werden müssen.

<232>

Die andern Regimenter können bei Erfurt herum und vorbei marschiren und sich da verlegen; da sie dann sehen müssen, noch Rekruten vor Mich der Orten zu kriegen, auch, was an ausgeschriebenen Contributionen noch restiret, abzufordern. Darauf aber werden sich solche gegen Eckartsberg ziehen, von dar aus Ihr Mir sogleich Euren Rapport erstatten müsset; da Ich Euch dann vielleicht Meine Ordre schicken werde, dass sich Husaren und Freibataillons und sonsten was,232-1 befundenen Umständen nach, gegen Weimar, Orlamünde und gegen Neustadt an der Orla ziehen soll, damit selbige denen Leuten von denen Reichstruppen, so gegen den Generalmajor von Schenckendorff stehen, die Flanque von solchen reine machen. Bevor Ich Euch aber weiter schreibe, muss alles, wie gedacht, in der Gegend von Erfurt stehen bleiben. Die Stadt Erfurt hat öfters auch mit uns capituliret, dass wir einige Garnison darin gehabt, ohne jedoch die Festung oder Forts zu haben.232-2 Wenn solches wieder geschähe und ein paar Freibataillons hingeschicket werden könnten, so ginge es an, jedoch um die nur etwa restirende Contribution beizutreiben, weiter aber nicht. Bei Erfurt herum können die Regimenter, sowohl Infanterie als Kavallerie, sich etwas Douceur thun, welches Ich, jedoch ohne Excesse, erlauben will; absonderlich können sie sehen, ob sie noch Pferde vor Mich für die Artillerie kriegen können, wenn nämlich dergleichen noch da sind. Seind solche nicht da, so muss es bleiben . . .

Der Prinz Ferdinand hat Cassel und das Magazin von Friedberg232-3 genommen; gottlob, die Sache gehet recht gut.

Friderich.

P. S.

Ich gedenke, dass der General Spörcken heute schon zu Hersfeld sein und sich des dortigen Magazins bemeistert haben wird, auch dass dortige Regimenter den Euch vorgeschriebenen Marsch nach Erfurt herum schon den 21. oder 22. dieses werden antreten können.

Friderich.232-4

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin. Der Zusatz zum Hauptschreiben eigenhändig.

<233>

232-1 Aehnlich schreibt der König an demselben Tage an Schenckendorff; er nennt dort „die Husarenescadrons von Zieten, 3 Kürassierregimenter und 3 Grenadierbataillons, nebst 3 Freibataillons“ .

232-2 Vergl. Bd. XVIII, 769.

232-3 So; der König meint jedenfalls Fritzlar. Vergl. Nr. 126&8.

232-4 Auf dem Berichte des ostfriesischen Kammerpräsidenten Lentz, d. d. Aurich 16. Februar, mit der Meldung, der Pöbel habe Judenhäuser in Emden geplündert, die weggenommenen Sachen nicht gestohlen, aber ins Wasser geworfen; die Kammer ersuche deshalb den Prinzen Ferdinand, „der engelländischen Garnison in Emden anzubefehlen, dass sie in dergleichen Fällen mit mehrerem Ernst die Sicherheit der Stadt mainteniren helfe“ , finden sich die Weisungen für die Antwort: „Nicht so viel draus machen. Englische Garnison gut; die Sache aber nicht so hoch nehmen.“