12793. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Meissen, 5. [April]308-3 1761.

[Eichel ersucht den Minister, da er selbst es vergessen habe, auf das Postscriptum des Berichtes der Gesandten in London (vergl. Anm. 2) „per modum rescripti auf Specialbefehl“ , in dem Sinn der königlichen Resolution antworten zu lassen.] Der ganze Umstand ist an sich sehr unangenehm. Ich weiss nicht, wie weil die Beschwerde des General von Spörcken gegründet ist oder nicht. Wenn dergleichen etwas geschehen sein sollte, so ist es sonder alles Vorwissen des Königs, als<309> der auch bis diese Stunde, zu sagen, bis der Knyphausische Bericht gekommen, nicht einmal das geringste davon gehöret hat Der Herr Generalmajor Von Syburg aber ist von etwas violentem Charakter und etwas dergleichen zu unternehmen capabel, und da uns die Gewehr zeither noch sehr gefehlet haben, und man sich zuweilen, wie man sagt, liebes Kind machen will, so kann etwas von solcher Sache vorgefallen sein, in der Hoffnung, dass es der König nicht erfahren soll. Was Se. Majestät aber hierbei piquiret und gegen den Generalmajor von Spörcken in einigen Aigreur setzet, ist, dass derselbe weder an den König selbst, noch an den Prinz Ferdinand deshalb geschrieben, sondern vermuthlich sich gleich an das hannoversche Ministère und dieses an den Herrn von Münchhausen zu London gewandt hat. Meine Intention war sonsten, in der Expedition an den Herrn von Knyphausen der Sache ohngefähr die Tournure zu geben, dass nebst vorläufiger Anführung vorgedachten Umstandes ich geantwortet hätte, wie man von diesem Umstande hier gar nicht das geringste gewusst, noch jemand hier deshalb angebracht habe; man werde des General Syburg Bericht darüber erfordern, sobald nur dessen Expedition gegen die Reichstruppen, worin er jetzo begriffen wäre, vorbei sein würde, und dann würde ich dasjenige, so des Königs Majestät in Dero Resolution berühret, in so doucen Termes als möglich angeführet haben. Unglücklicher Weise hat mir mein Gedächtniss bei der so sehr pressirten Zeit einen faux bond darunter gemachet, der mir noch nicht arriviret ist, noch jemalen wieder arriviren wird, so lange es Gott gefället, mich in meiner jetzigen Situation zu lassen.

Eichel.

Es ist wohl sehr gewiss, dass, wann bei der Affaire von Langensalze das kleine Corps Preussen nicht dabei gewesen und, so zu sagen, das Eis gebrochen, die Attaque angefangen und die Sachsen rompiret hätten, der gute General Spörcken gewiss echouiret sein und den zweiten Tome von seiner Affaire von Mühlhausen309-1 gemachet haben würde. Dieses würde aber bei mir doch nicht das Procédé des von Syburg justificiren, wenn es angebrachter Maassen wahr wäre, woran ich doch noch sehr zweifele, da der Capitaine von Anhalt dabei gewesen.

Nach der Ausfertigung.



308-3 In der Vorlage verschrieben: März.

309-1 Vergl. Tempelhoff, a. a. O., Bd. V, S. 21. 22.