12796. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.311-2

Meissen, 5. April311-3 1761.

Der König dankt dem General für die im Bericht vom 1. April311-4 übersandten Nachrichten.

Ihr meldet Mir zugleich, dass Laudon sich zu verschanzen anfange und eine Linie en forme eines Retranchements von Trautenau aus über Braunau auf Silberberg und so weiter bis Weidenau und Johannsberg ziehen lasse. Es hat Mich dieses um so mehr befremdet, als Mir jüngsthin schon anderweit von guter Hand gemeldet werden wollen, wie Laudon in der bevorstehenden Campagne nur ein Corps von ohngefähr 26000 Mann zu commandiren haben und sich bloss auf der Defensive halten werde. Man hat hinzugefüget, dass die russische Armee ihre Operations nach Hinterpommern dirigiren und ihre Campagne mit<312> einer nochmaligen Belagerung von Colberg eröffnen wolle. Ich habe bisher Mühe gehabt, solches zu glauben, was Ihr Mir aber jetzo von dem Retranchiren des Laudon meldet, fanget an, mir die Sache wahrscheinlicher zu machen.

Da Mir nun zum höchsten daran gelegen ist, dass Ich darunter mehrere Gewissheit bekomme, indem Ich Meine Campagne darnach richten muss, also wird es sehr gut und ohnumgänglich ganz nothwendig sein, dass Ihr Euch weiter sehr gründlich darnach erkundiget und mit aller möglichen Zuverlässigkeit zu erfahren suchet, was die Anstalten des Laudons eigentlich sein312-1 und wie weit seine Defensive zu approfondiren ist, um zu sehen, ob das Ding wahr sei oder nicht. Ich will Eure weitere Berichte davon erwarten.

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



311-2 Die Berichte des Generals Goltz sind im Monat April vom 1. bis 19. aus Schweidnitz, vom 21. bis 25. aus „Nieder-Giersdorf bei Schweidnitz“ , vom 27. bis 30. aus „Kammerau bei Schweidnitz“ datirt.

311-3 Am 4. April befiehlt der König dem General Goltz, er solle sich genau erkundigen, ob die Oesterreicher 200 Kanoniere aus Böhmen nach Schlesien geschickt hätten, und sofort darüber berichten.

311-4 Einen „Extract“ dieses Goltzschen Berichtes übersendet Eichel am 5. April dem Minister Finckenstein. Vergl. Nr. 12797.

312-1 Am 9. April schreibt der König an Goltz : „Ihr sollet Mir . . ., sobald es nur mit Zuverlässigkeit geschehen kann, melden, wie stark wirklich das Corps unter Laudon, sowohl an regulären Truppen als auch dessen Geschmeiss von Kroaten, Panduren und Husaren mitgerechnet, ist, und was dorten gegen Schlesien stehet. Dieses aber muss Ich recht und ganz accurat wissen, auch Ihr Mir Euren Bericht deshalb auf das baldmöglichste einschicken.“