1637. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Von dem Cabinetssecretär.

Tannhausen, 6. December 1744.

Bei denen in dem Packet befindlichen Depeschen derer auswärtigen Ministres haben Se. Königl. Majestät allergnädigst befohlen, dass

1) Dem Andrié geantwortet werden sollte, wie Se. Königl. Majestät von seiner bisher bezeigten Exactitude, Vigilance und Betragen sehr zufrieden wären, und er darunter ferner mit aller Dextérité continuiren möchte. Sonsten sollte derselbe in allen Gelegenheiten, wo es von Nutzen sein könnte, von Sr. Königl. Majestät pacifiquen Sentiments und Dero alleinigem Zweck in gegenwärtigen Conjoncturen sprechen, nämlich den Frieden in Teutschland auf einen honorablen und beständigen Fuss zu herstellen, den Kaiser zu retabliren und in seiner Würde zu erhalten, sonder die Königin von Hungarn zu unterdrücken noch zu ecrasiren. Wohergegen der Andrié an convenablen Orten adroitement insinuiren könnte, wie noch zur Zeit nicht anders zu urtheilen sei, als dass der König von Engelland das Teutsche Reich in noch grössere Confusion und Verwirrung, als es wohl vorhin gewesen, setzen wolle und darunter zugleich vor das hannoverische Interesse mehr als vor das von Grossbritanien arbeite.

2) An Chambrier sowohl als an die andern auswärtigen Ministres soll anliegende Continuation der Lettres d'un officier prussien332-1 geschicket und denselben dabei geschrieben werden, dies wäre vorerst nur en gros was passirete, des Königs Majestät aber würden ihnen nächstens eine <333>detaillirte Relation von der ganzen Campagne schicken, worinnen alles vorgefallene ganz umständlich und der Wahrheit nach angeführet werden sollte.333-1

3) An den Herrn Grafen Finckenstein in Schweden sollte geschrieben werden, des Königs Majestät wünschten ihm zwar viel Glück zu seiner Negociation wegen der Accession und wünschten, dass solche sowohl als die Wege der zu errichtenden Alliances zu Stande kommen möchten, noch zur Zeit aber glaubten Sie nicht, dass viel daraus werden dörfte.

4) An den Graf Podewils im Haag: Wenn ganz raisonnable Propositiones zum Frieden geschähen, ob er wohl glaubete, dass die Generalstaaten solche appuyiren und sich von einer Mediation meliren würden?

5) Was die ferner hierbei kommende Relation, die vqrseiende Ligue der geistlichen Churfürsten angehend,333-2 betrifft, da agreiren Se. Königl. Majestät die darin gethane Vorschläge und wollen, dass die vorgeschlagene Expeditiones fordersamst ausgefertiget, auch in Form eines Handschreibens an den Herzog von Braunschweig angeführter Massen geschrieben werden soll.333-3

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



332-1 D. d. près de Braunau, 3 décembre 1744. Siehe Droysen, Kriegsberichte, Beiheft zum Militärwochenblatt 1877, Nr. 3. 4. S. 113.

333-1 Vergl. unten S. 343.

333-2 Podewils und Borcke, Berlin 24. November, hatten berichtet: „Suivant les lettres de Francfort, il s'y tient de fréquentes conférences entre les ministres des électeurs ecclésiastiques et ceux de Saxe et d'Hanovre, sous prétexte de maintenir la neutralité de l'Empire et d'empêcher les troupes françaises qui marchent vers le Bas-Rhin, d'y établir des quartiers d'hiver, mais en effet pour former une liguée opposée à l'Union confédérale de Francfort.“ Man rechne auf den Beitritt von Salzburg, Wurzburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Gotha, Holstein-Gottbrp, Hessen-Darmstadt und Württemberg. In Betreff Württembergs habe indess Keller in Berlin einen Brief von Bilfinger gezeigt, laut dessen der Herzog von Württemberg einem gegen die Frankfurter Union gerichteten Bunde sich nie anschliessen werde. Die Minister geben anheim, an die betheiligten Höfe Abmahnungsschreiben zu erlassen. „A l'égard du duc de Wolfenbüttel, le moyen le plus efficace pour le détourner de la contreligue serait, à notre avis, que Votre Majesté lui écrivit pour cet effet une lettre de main propre ... A l'égard des cours de Dresde et d'Hanovre, il serait inutile de s'y adresser.“

333-3 Demgemäss ergehen am 12. December deutsche Kanzleischreiben an die Höfe von Ansbach, Baireuth, Darmstadt, Gotha, Mainz, Trier, Würzburg und an Wolfenbüttel ; das Cabinetsschreiben an Wolfenbüttel siehe unten S. 342.