1764. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

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Chambrier berichtet, Paris 12. März: „Je ne puis assez exprimer à Votre Majesté tout ce qu'on écrit ici pour La rendre suspecte à Ses alliés. Les cours de Vienne et de Londres ne perdent aucune occasion de faire insinuer ici par ses amis, de même que la cour de Dresde par elle-même, tout ce qu'elles peuvent imaginer du plus désavantageux contre Votre Majesté. C'est ce qui fait que ce ministère est persuadé de plus en plus que Votre Majesté est plus haïe en Europe que la France, et que, si la dernière voulait sacrifier Votre

Neisse, 29. März 1745.

Der König befiehlt, dem Gesandten unverzüglich zu antworten:

„Wie er, der Chambrier, bei allen Gelegenheiten sagen sollte, dass, wenn Se. Königl. Majestät sich einen so grossen Hass von denen Oesterreichern und deren Alliirten und Freunden zugezogen hätten, solches gewiss aus der alleinigen Ursach geschehen wäre, dass Sie

Majesté, les Autrichiens et les Anglais consentiraient à certains avantages pour la France qui leur seraient insupportables, si leur haine contre Votre Majesté n'était pas la plus forte.“

vor die Kron Frankreich Partei genommen und durch Dero Marsch nach Böhmen verhindert hätten, dass die österreichische Armee nicht das ganze Elsass desoliren, sich davon gutentheils Meister machen und in Lothringen eindringen können, um sich davon, wie sie geglaubet, Meister zu machen und vielleicht noch weiter zu poussiren. Es wäre solches um so bekannter, als die Circulärrescripte der Königin von Ungarn an ihre Ministres am Tage lägen, worinnen sie alle Aigreur gegen Se. Königl. Majestät deshalb bezeigete, weil Dieselbe durch ihren Marsch die österreichische Armee zurückgehalten, den Krieg in Frankreich zu spielen und über solches Eisass, Lothringen und die Franche-Comté zu conquetiren. Das französische Ministerium würde einräumen müssen, dass Se. Königl. Majestät Dero Engagements redlich gehalten und mehr gethan hätten, als Sie zu thun nach dem Tractat verbunden gewesen, da Sie agiret hätten, ehe die Sachen in Russland zu Dero Avantage auf einen sichern Fuss gekommen wären, welches zu thun Sie nach dem Tractat nicht nöthig gehabt hätten95-1 und woraus Dero jetziges Unglück doch lediglich entsprungen wäre; zu geschweigen, dass wegen aller der Avantages, so Deroselben in dem Tractat versprochen worden, wenig Apparence wäre, dass Se. Königl. Majestät jemalen etwas davon würden haben können. Selbst die Franzosen sähen jetzo die Conquête von Böhmen als ganz ohnmöglich an. Das beste aber, was sie jetzo zu thun hätten, sei, dass sie sonder den allergeringsten Vorzug mit Vigueur, sonderlich am Rhein und in Baiern, agirten, alsdann die Sachen noch eine bessere und andere Face bekommen könnten, da sonsten, wenn sie ferner nonchalamment zu Werke gingen und, bevor sich ihre Armées in Baiern und am Rhein bewegten, Se. Königl. Majestät durch eine gar zu grosse Supériorité der Feinde accabliren liessen, die Sachen sowohl vor Se. Königl. Majestät als vor Frankreich sehr schlecht laufen würden.

Den schleunigsten Abgang dieser Dépêche soll bestens recommandiren, nicht weniger, dass Ew. Excellenz mit dem allerfordersamsten auch an den Herrn von Klinggräffen nach München schreiben möchten, dass alle dasjenige, was besage seiner Relation vom 16. dieses der Churfürst von Baiern an den König von Frankreich zu schreiben verlanget. hätte, schon vorlängst und wiederholeter Massen von Sr. Königl. Majestät dahin geschrieben worden sei und Höchstdieselbe darunter nichts versäumet hätten. Es würde aber höchst nothwendig sein, dass man in Baiern anfinge, die Armee zusammenzuziehen, insonderheit aber einen General, der solche commandiren sollte, zu ernennen; ob man nicht den Prinzen von Hildburghausen dazu ernennen könnte, oder

 

endlich auch einen andern, wer es auch wäre, nur dass man einmal wüsste, wer dorten Koch oder Kellner wäre, und dass die Armee einmal zusammenkäme und zu agiren anfinge, wozu der von Klinggräffen sie äusserst pressiren sollte, damit man in Baiern zu agiren anfinge, sobald man hörte, dass die Oesterreicher anfingen. Uebrigens sollte der von Klinggräffen Sr. Königl. Majestät schleunigst berichten, was er von den österreichischen Truppen hörete, was vor Mouvements sie machten, und ob und was sie davon hieher detachiret hätten. Se. Königl. Majestät recommandiren auch die Beschleunigung dieser Dépêche auf das allerbeste.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



95-1 Vergl. Bd. III, 131 Anm. 1.