1814. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU IN DESSAU.

Hauptquartier Nieder-Langen, 29. April 1745.

Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden Schreiben vom 25. dieses habe erhalten und werde Ich Deroselben die darin verlangte Ingenieur- als Artillerieofficiers sowohl, als die wegen Zusammenkunft der dortigen Regimenter verlangte Ordre baldigst zuschicken. Weil aber seit Ew. Liebden Abreise aus Schlesien sich die Umstände allhier verschiedentlich geändert haben, so habe Ew. Liebden davon sowohl, als von Meinen andern Absichten nachstehendes kurzes Detail bekannt zu machen nicht anstehen wollen. In Böhmen haben sich die Oesterreicher von der Seite der Grafschaft Glatz fast ganz zurückgezogen. Da Ich gefunden habe, dass Troppau sowohl als Ratibör zu weit vorwärts belegen, als dass Ich diese Oerter, wenn von hinten herum etwas darauf käme, sogleich souteniren könnte, so habe Ich solche zum Voraus evacuiret. Hier an der ganzen Glatzer Seite seind nichts weiter als etwa 800 Husaren und Panduren, welche zwar zuweilen mit kleinen Patrollen über die Grenze kommen, aber sich gleich wieder zurückziehen. Meinen Nachrichten zufolge ziehen sich die sächsischen Auxi liartruppen in Böhmen bei Jungbunzlau zusammen, und weil die Oesterteicher von Königgrätz auch wegmarschiren und da nichts als ohn<138>gefähr 4000 Mann zur Bedeckung ihrer Magazine lassen, so kann Ich daraus nicht anders schliessen, als sie von dar in der Gegend von Bunzlau, bei Gitschin etwa herum, sich ziehen und daselbsten versammeln müssen. Es ist gewiss, dass sie ein Détachement von 6 bis 8 Bataillons und ein Regiment Cavallerie nach Prag geschicket; ob es noch mehr seind, kann Ich nicht positiv sagen. Aus Braunau haben sie auch was zurückgezogen. Aus diesen Arrangements und aus denen Magazins, so meinen Nachrichten nach in der Lausnitz gemacht werden, kann Ich nicht anders judiciren, als dass das österreichische ganze Corps d'Année mit den Sachsen durch die Ecke von der Oberlausnitz werde durchbrechen und in Schlesien kommen wollen, und dass sie deshalb die Gegend von Prag so stark besetzen lassen, dass, wenn ihre Armee, wie gedacht, dort oben herumgehet, Ich nicht gegen Prag hin einbrechen möchte. Ich muss Ew. Liebden aber dabei schreiben, dass die Sache noch Anstand haben wird, einestheils weil die Saison noch nicht so avanciret ist, dass die Leute im Felde zu leben haben, anderntheils weil Ich weiss, dass nach einer viven Declaration, so Ich in Dresden thun lassen, der dortige Hof auf einmal gestutzet hat und nach England sowohl als nach Russland Courriers geschicket, um von diesen beiden Höfen Permission oder Verhaltung wegen der vorhabenden Entreprise zu bekommen. Ich Meines Ortes habe zwar Ursache Mich zu flattiren, dass weder die Engelländer noch die Russen solches werden zugeben wollen; diesem ohnerachtet aber kann Ich Mich nicht darauf verlassen und habe Ew. Liebden also die Intention Meinerseits im allerhöchsten Vertrauen dahin bekannt machen wollen, dass Ich Meine Cantonnirungsquartiere auf beiden Seiten der Neisse bei Patschkau dergestalt eingerichtet habe, dass Ich die ganze Armee in zwei Tagen auf einen Fleck zusammenziehen kann. Wofern des Feindes Mouvements Mich nicht obligiren, Mich eher zusammenzuziehen, so ist Meine Intention, bis zum 10. Mai in denen Cantonnirquartieren stehen zu bleiben und alsdann Mein Lager zu formiren. Wenn die Oesterreicher marschiren werden, will Ich sie vorerst marschiren lassen; sobald Ich sie aber in der Lausnitz und im Begriff weiter zu marschiren weiss, so werde Ich von hier aus auch dahin marschiren, um sie aus dem Lande heraus zu schlagen, sie durch die Lausnitz durchzutreiben, ihnen ihre Magazins zu nehmen, und so ferner gegen Dresden gerade nach Meissen zu poussiren. Wenn dieses geschiehet, so werden Ew. Liebden mit Dero unterhabendem Corps alsdann auf Wittenberg gehen und diesen Ort mit aller Commodität nehmen, sodann aber auf Torgau zu Mir stossen, um alsdann zusammen weiter zu thun, was wir den Umständen nach nöthig finden werden. Ew. Liebden werden Mich sehr obligiren, wenn Sie Mir im höchsten Vertrauen Dero Sentiments über dieses alles schreiben und Mir melden wollen, ob und was Dieselben etwa dabei zu erinnern finden, oder ob Dieselben etwa noch einen bessern Plan wie diesen vorzuschlagen haben, welches Ich gewiss als eine Marque Dero Mir<139> ergebensten Attachements ansehen und mit aller Estime beharren werde Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzog!. Archiv zu Zerbst.