1877. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Lager bei Landshut, 8. Juni 1745.

„Des Königs Majestät haben allergnädigst befohlen, dass dem Andrié auf seinen letzteren Bericht vom 25. voriges dahin geantwortet werden solle, dass Se. Königl. Majestät noch nicht anders urtheilen könnten, als dass er die Dupe derer dortigen Ministers sei, und da Mylord Chesterfield vor seiner Abreise aus dem Haag sich gegen den Graf Podewils in einem ganz anderen Sinn188-1 als Mylord Harrington gegen den Andrié expliciret habe, so könnten Se. Königl. Majestät nicht anders, wie glauben, dass ersterer mit weit mehr Sincerität wie letzter darunter zu Werke gehe. Dem möchte aber sein, wie ihm wollte, so Hessen Se. Königl. Majestät es bei der vorigen Ordre hierunter verbleiben,188-2 nach welcher er kein weiteres Empressement in der Sache bezeigen, sondern jene kommen sehen, auch nichts zeichnen, sondern alles ad referendum nehmen und weitere Listructiones zuvor gewärtigen solle; wie er dann nöthigen Falls zu declariren hätte, dass er sonder neue Instructions von seinem Plein-pouvoir keinen Gebrauch machen könnte; übrigens habe der Höchste Sr. Königl. Majestät gerechten Waffen ohnlängst einen so distinguirten Succès gegeben, sodass Dieselbe sonder Beihülfe derer Garanteurs des Breslauischen Friedens Sich (der englischen Gelder, so Dero Feinde empfangen, und der sächsischen Bosheit ohnerachtet) zu souteniren hoffeten; so zweifelten Dieselbe ferner nicht an den guten Succès Dero Sachen und würden zu dem Ende binnen wenig Tagen in Böhmen einrücken. Welches hierdurch schuldigst melden sollen.

An Ew. Excellenz soll annoch auf allergnädigsten Befehl melden, dass Dieselbe überlegen möchte, wie es etwa nun wegen des Rappells der sächsischen Ministers hinc inde zu fassen. Se. Königl. Majestät würden ein Corps parat halten, um, wann es nöthig, in Sachsen einzudringen, auch den Fürsten188-3 seines Orts instruiren. Sie erwarten forder<189>samst Ew. Excellenz Gedanken darüber. So wie ich von Sr. Königl. Majestät verstanden, würden Dieselbe gerne sehen, wann man von der Sachsen ersten Consternation profitiren und diese mal dahin bringen könnte, sich von der Königin von Ungarn zu detachiren und neutral zu bleiben.

An Mardefeld soll geantwortet werden, dass, da des Königs Majestät sich nunmehr selber zu helfen gedächten, er sich auf gewisse Maasse geschlossen halten und darauf hauptsächlich arbeiten sollte, die Russen zurückzuhalten, dass dieselbe keine Partei nehmen, noch dahin gebracht würden, uns zu schaden.

Noch vermeinen des Königs Majestät, dass bei einem Accommodement mit den Sachsen man sehen müsse, einige kleine Avantages von Dero Convenienz, als etwa das Amt Gommern, das Städtchen Jüterbogk oder andere dergleichen in Sr. Königl. Majestät Provincien enclavirte kleine Oerter oder Aemter, oder den Fürstenberger Zoll, zu profitiren, nicht sowohl der Importance als des Namens halber. Sollte auch ersteres nicht angehen wollen, so würde man quovis modo auf die Cession und Ueberlassung des Fürstenberger Zolles auf der Oder, oder der Stadt und Districts von Fürstenberg insistiren und desfalls alle Ressorts spielen lassen müssen, weil dieses uns von gar zu grosser Wichtigkeit ist“ . . .

... „Ist es denn nicht möglich, dass einmal wieder ein, wo ich in dem Namen nicht irre, Hippolytus a Lapide, wie vor hundert Jahren, aufstehe und die ganz ohnerträgliche Hauteur, Fierté und praetendirten Despotisme des wienerschen Hofes developpire und die Welt von ihren vorigen Sentiments und den daher entstehenden terriblen Suiten eclaircire? Was vor ein weites Feld würde dergleichen Autor haben? und werden die Engelländer mehrere Dankbarkeit von dem österreichischen Hofe zu gewärtigen haben, als sie zur Zeit der ostendischen Händel und des Wienerschen Friedens, so mit Ripperda negociiret ward,189-1 gehabt haben?“

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



188-1 Vergl. S. 178.

188-2 Nr. 1864.

188-3 Von Anhalt-Dessau.

189-1 1725.