1921. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU IN DESSAU.

Lager bei Russek, 17. Juli 1745.

Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden beide Schreiben vom 6. dieses habe Ich das Vergnügen gehabt zu erhalten und bin von deren Einhalt sehr zufrieden. Was die Sachsen anlanget, so erwarte Ich nur noch die Nachricht von dem Ausschlag einer gewissen Affaire, und da solche Mir binnen 8—10 Tagen zukommen muss, so werde Ew. Liebden alsdann Meine Finalresolution melden. Sollte die Affaire nicht favorable ausschlagen, so wollen wir in Gottes Namen auf die Sachsen losgehen. Vorläufig aber muss Ich Ew. Liebden von Meinen Umständen melden, dass, da Ich bereits ein Corps von der hiesigen Armee nach Oberschlesien detachiren müssen, Ich bei einer Ruptur mit Sachsen Ew. Liebden nicht mehr als ein Husarenregiment und sechs Bataillons, nebst dem Generallieutenant Pnnz Dietrich schicken kann, da Ich Mich sonsten zu sehr schwächen würde; an Cavallerie werden Ew. Liebden so genug haben, da die Sachsen nur 18 Escadrons haben. Ew. Liebden haben Mir demnach vorläufig zu schreiben, wie Ich Ihnen dies Detachement am convenablesten schicken kann, ob Ich es durch die Lausnitz schicken soll oder wie Sie es sonsten Dero Absehen convenable finden. Wegen der alsdann vorzunehmenden Operationen muss Ich Ew. Liebden nur généralement Meine habende Intentions dahin zu erkennen geben, dass erstlich Ich gerne sehen werde, wenn dabei der Krieg so viel nur möglich ist von Meinen Landen abgezogen werden würde. Zweitens, da Ich weiss, dass Ew. Liebden mit Ihrer unterhabenden Force alsdann nicht auf einmal und d'emblée Sachsen nehmen und envahiren können, so werden Dieselbe es doch so einrichten, dass Sie, so weit es reichen will und Dero Force es zulässt, in Sachsen so viel Schaden als möglich ist thun; drittens so viel und starke Contributiones ausschreiben als nur zu erzwingen sind, um viertens den sächsischen Hof zu obligiren, dass er sich mit Mir accommodiren und raisonnable gegen Mich betragen müsse. Nach diesen Principiis werden Ew. Liebden einen ohngefähren Operationsplan zu entwerfen und Mir Dero Sentiments zu melden belieben, was Sie mit Dero unterhabendem Corps im Stande zu sein Sich erachten, dero<221> Feind vor Schaden zuzufügen, auch wie Dieselbe solchen am sensibelsten zu äussern gedenken, um Meine Absicht mit ihm zu erreichen, da Ich Mich dann finalement darauf erklären und Ew. Liebden Meine letzte Ordre zuschicken werde. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

P. S.

Meiner Meinung nach würde es von gutem Effect sein, wenn Ew. Liebden Dero Operationes zuerst auf Leipzig dirigirten, um das feindliche Corps daselbst zu depossediren, und halte Ich, dass Dieselbe diese Operation würden thun können, sonder die Bataillons, so Ich von hier an Ew. Liebden zu schicken Willens bin, abzuwarten. Ich erwarte die letzte Antwort von der in Meinem Schreiben gemeldeten Negotiation und werde inzwischen Meine Position hieselbst jenseit der Elbe bei Dohaletz nehmen und Meine Detachements so einrichten, dass sie auf dem halben Weg nach der Lausnitz gerichtet seind. Ich sollte also glauben, dass Ew. Liebden nicht nöthig hätten, Meine Bataillons abzuwarten, indem, wenn diese sich durch die Lausnitz gegen Wittenberg zu ziehen, Dieselbe solche allezeit nach Leipzig oder gegen Wittenberg, wo Sie es à propos finden, zu sich ziehen können. Bei solchen Operationen würde gewiss nöthig sein, dass Ew. Liebden préalablement suchten das dortige sächsische Corps auf die Seite zu schaffen, da nach Meinen Nachrichten Ew. Liebden noch wirklich stärker en force seind als die Sachsen dorten; über welches alles Ich Ew. Liebden Sentiments erwarte. Ich habe auch nöthig zu wissen, wie viel Zeit Ew. Liebden von dem Tag an, da Meine letzte Ordre zum Operiren kommt, gebrauchen, um Dero Anstalten zu machen, dass die Regimenter sich in Equipage setzen, um aufbrechen und zusammenrücken zu können; auch um vorerst ein kleines Magazin zu haben, damit Ich alsdann Meine Ordres nach Berlin zu Auszahlung der dazu erforderlichen Gelder geben kann. Ich werde hier in Böhmen einen defensiven Krieg führen, um Ew. Liebden Operationes zu. facilitiren, und wann die Sachsen aus Böhmen dorthin detachiren sollten, werde Ich auch dahin detachiren, sodass durch die Position, so Ich nehme, Ew. Liebden Renforts von hier auch eher bei Deroselben sein, als die sächsische durch die Détour, so sie machen müssen, darhin kommen können.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Archiv zu Zerbst.