<76> des Russisch Kaiserl. Hofes, mit welchem Wir in so genauer Allianz zu stehen die Ehre und das Vergnügen hätten, auf das sorgfältigste cultiviret, sondern auch zu Unserm besondern Vergnügen von Ihro Russischen Kaiserl. Majestät die so oft wiederholte, bündigste Versicherungen erhalten, dass Höchstdieselbe gleichfalls das bisher unterhaltene und noch nie unterbrochene enge Vernehmen mit Uns nach dem Exempel der glorwürdigsten Vorfahren auf dem Russisch Kaiserl. Throne, insonderheit Kaiser Petri des Grossen, zu Unser beider Reiche und Interesse grösstem Nutzen und Avantage fernerhin zu cultiviren aufrichtigst gesinnet wären.

Wir wüssten Uns auch wohl nicht zu erinnern, dass jemalen von Uns wider das Interesse des Russisch Kaiserl. Hofes der geringste Passus geschehen, wodurch die bisherige gute Harmonie in dem mindesten habe alteriret werden können.

Jedoch könnten Wir Uns nicht entbrechen, aus allianzmässiger Freundschaft und in hergebrachtem Vertrauen frei zu bekennen, welchergestalt Uns theils von Wien, theils von andern Höfen und Orten die seltsame und unvermuthete Nachricht zugekommen, dass man von Seiten des Russisch Kaiserl. Hofes sich mit dem wienerschen in ein offensives Bündniss einzulassen im Begriff wäre, nach welchem beide Uns zugleich mit Krieg zu überziehen dem Verlaut nach entschlossen sein sollten, und zwar, dass der Russisch Kaiserl. Hof auf der Seite Unsers Königreichs Preussen gegen Uns feindlich agiren, von dem wienerschen Hofe aber ein gleiches in Schlesien geschehen sollte, um Uns dergestalt von dieser, Uns und Unserm Königl. Churhause durch einen gedoppelten solennen Frieden cedirten Provinz zu depouilliren.

Nun würden Wir dergleichen, mit beider Höfe höchster Ehre, Gloire und allem Treu und Glauben streitende Zeitungen so wenig bei Uns Platz finden lassen, als darauf einige Reflexion machen, wenn nicht die ungewöhnliche, auf Unsern Grenzen eine Zeit lang her angefangene und mit dem grössten Eifer fortgesetzte grosse Kriegeszurüstungen, die Zusammenziehung eines considerablen Corps von der Russisch Kaiserlichen Armee, sowohl von regulären als irregulären und allerhand leichten Truppen, der Transport der Artillerie, Pontons und allen andern zu offensiven Operationen gehörigen Kriegeszurüstungen, und zwar in der Nachbarschaft Unsers Königreichs Preussen, den Argwohn und die Muthmassungen so vieler fremder Höfe, als wann solches alles auf Uns abgezielet sei, einigermassen zu bestärken schiene, auch bei Uns, wie natürlich, nicht wenig Nachdenken verursachen müsste.

Zwar wüssten Wir Uns wohl zu bescheiden, dass einer jeden Puissance allerdings freistehet, in ihrem Lande mit Zusammenziehung dessen Armeen und Truppen dergleichen Dispositiones zu veranlassen, wie es dieselbe gut findet.

Weilen aber obangeführte höchst bedenkliche Umstände und die von allen Orten her einlaufende Nachrichten hiebei concurriren, und fast ganz Europa auf dergleichen ungewöhnliche Armements die Augen