2271. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Rheinsberg, 11. Juli 1746.

Nachdem des Königs Majestät dasjenige mit vieler Attention gelesen haben, was Ew. Excellenz auf Höchstderoselben eigenhändiges Schreiben vom 9. dieses geantwortet haben, so haben Dieselbe darauf Sich dahin allergnädigst herausgelassen, wie Sie zuförderst desiderirten, dass, da Ew. Excellenz Sich über die Garantie fast aller Puissancen explicirten, Dieselbe die Garantie des Reiches wenig oder nicht berühret<129> hätten, welche Se. Königl. Majestät jedoch nach jetziger Situation der Umstände als eine der Hauptsachen considerirten. Es erachteten Höchstdieselbe dannenhero und demnächst vor höchstnothwendig zu sein, mit aller Attention und Fleiss darauf zu arbeiten und nicht eher zu ruhen, bis dieser Articul zu seiner Richtigkeit gebracht sein werde. Nach Maassgebung des in dem dresdner Friedensschluss enthaltenen Articuls, gedachter Garantie halber, würde nicht nur der Herr Graf Podewils zu Wien und der Andrié gehörig zu bescheiden, sondern auch der von Pollman zu Regensburg zu instruiren sein, desfalls weiter zu instantiiren, wobei Se. Königl. Majestät des Sentiments sein, wie derselbe gar füglich auch zugleich bei denen Gesandtschaften der Churfürsten deshalb antragen und dahin arbeiten könnte, selbige darunter vor Se. Königl. Majestät geneigt zu machen und die mehriste Stimmen derer Churfürsten vor die Garantie zu gewinnen. Hannover könnte wegen seines Engagements nicht anders als vor ermeldete Garantie sein, und würde also nur nach Engelland zu schreiben sein, damit das hannöversche Ministerium von dort aus dazu instruiret würde. Mit Churpfalz würde es keine Schwierigkeit haben; von Churköln versähen Sich Se. Königl. Majestät eines willigen Beitritts, und dann hoffen Höchstdieselbe, dass durch Churpfalz und Churköln der bairische Hof dahin gleichfalls zu disponiren sein werde. Wann nun Höchstdieselbe Dero eigenes Votum dazu rechneten, so wären die mehristen Stimmen in dem churfürstlichen Collegio schon da.

Von Seiten des fürstlichen Collegii hofften des Königs Majestät auch gar leicht die mehristen Stimmen vor die Garantie zu bekommen. Allenfalls wären Höchstdieselbe entschlossen, die Kosten daran zu wenden und einen, Deroselben vorzuschlagenden Minister an die teutschen, sonderlich fürstlichen Höfe, herumzusenden, welcher einen Hof nach dem andern vor die Garantie zu gewinnen suchen müsste, und glaubten Se. Königl. Majestät, dass dasjenige, was dergleichen Schickung kosten dörfte, sehr wohl angewendet sein werde.

Alles aber, was desfalls geschehen sollte, müsste jetzo und sehr bald geschehen, denn sonsten der wienersche Hof einen der teutschen Höfe nach dem andern vor sich zu gewinnen und sodann die versprochene und so nothwendige Garantie des Reiches in das weite Feld zu spielen oder gar zu eludiren suchen würde.

Ew. Excellenz soll auf dasjenige, so dieselbe an Se. Königl. Majestät bei Gelegenheit des hierbei zurückkommenden Schreibens von dem casselschen Herrn von Asseburg zu melden beliebet haben, von Höchstderoselben halber in Antwort vermelden, dass alles, was dieser Herr von Asseburg sowohl als der zu Köln geschrieben, sehr gut sei, und dass des Königs Majestät sich freueten, den Churfürsten von Köln in so guten Dispositionen zu sehen. Höchstdieselbe wären gar nicht eloigniret, wann es der hessische Hof vergönnen wollte, Sich dessen zu München habenden Ministers zu bedienen, um dem Churfürsten daselbst dasjenige durch<130> ihn insinuiren zu lassen, was Sie, des Königs Majestät, darunter nöthig zu sein erachteten, auch gedachten Minister zu München deshalb mit einem Creditif zu versehen, übrigens auch gegen denselben wegen solcher seiner Bemühung mit einem Präsent erkenntlich zu sein, kurz, es hierunter auf dieselbe Art zu halten, als wie es der churbaiersche Hof mit dem churpfälzischen Minister, dem Herrn von Beckers, darunter gefasset hat; welchen Minister alsdann man instruiren könnte, die Subsidiensache von Frankreich durch den Canal des churpfälzischen Hofes zu souteniren. Dass des Königs Majestät einen besondern Minister von Deroselben wegen nach Baiern schicken und vor Sich Selbst bei dem Hofe zu München viel Geld employiren sollte, solches wüssten Ew. Excellenz, dass Se. Königl. Majestät einestheils vorjetzo nicht im Stande wären dergleichen zu thun, anderntheils sähen Höchstdieselbe nicht ab, was von Schickung eines Ministers nach München sonderlich herauskommen sollte, denn wann Frankreich nicht genug Geld und Subsidien an den Churfürsten von Baiern geben, oder aber dieser solche nicht annehmen wollte, so würde auch ein besonderer Minister von Sr. Königl. Majestät allda nichts ausrichten.

Nächstdem aber möchten Ew. Excellenz überlegen und von Sr. Königl. Majestät wegen den Herrn von Asseburg zu Cassel sondiren, ob man nicht einen puren Traité d'amitié, in welchem nicht das allergeringste verfängliche wäre, vorerst zwischen Höchstderoselben und Hessen-Cassel, auch dem Churfürsten von Köln, machen und alsdann darauf arbeiten könnte, dass der baiersche Hof solchem accedirte; des Königs Majestät zweifelten auch fast nicht, dass man demnächst nicht auch den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel zur Accession eines dergleichen ganz ohnverfänglichen und jedermann communicablen Tractats zu accediren disponiren könnte. Wegen der Titulaturdispute zwischen Sr. Königl. Majestät und dem Churfürsten von Köln müsste man auf ein Mittel und Temperament denken, wie solches zu fassen sei, dass dem ohnerachtet obermeldeter Traité zu Stande kommen könnte. Des Königs Majestät glaubten, dass der kölnische Herr von Asseburg darunter gute Dienste zu thun im Stande sei, und dass derselbe daher über diese Sache zu sondiren wäre.

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.