5440. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Potsdam, 6. Mai 1752.

Es haben Se. Königl. Majestät mir heute befohlen, Ew. Excellenz besonders zu vermelden, wie Höchstdieselbe zwar bisher auf das Klagewerk, welches der hannoversche Hof über die ostfriesische Successionssache zu Wien erhoben und von denen Motibus, so bisher deshalb auf dem Reichstage gemachet worden, wenig oder keine Attention genommen;107-3 ausserdem aber, dass Sie verschiedentlich vernähmen, wie diese Sache immer mehr und mehr Éclat mache und das hannoversche Ministerium dem Publico allerhand nachtheilige Impressiones deshalb beizubringen sich jetzo überall mehr als sonsten angelegen sein lasse, so wäre Deroselben jüngsthin eine Abschrift eines Schreibens von dem Grafen von Gronsfeld an den Chevalier Williams zugekommen, welches zwar ganz mystérieux geschrieben, aus welchem aber Se. Königl. Majestät dennoch<108> urtheilen müssten, dass etwas besonders wegen erwähnter ostfriesischer Sache von Seiten Hannover tramiret werden müsste, so vielleicht zu grösseren Weitläuftigkeiten Gelegenheit geben könnte, als man sich anfänglich vorsteüen könne. Hierin wären Höchstdieselbe um so mehr bestärket worden, als Deroselben heute von ohngefähr einliegender Pollmanscher Bericht [Regensburg 9. April] in die Hände gekommen, da Sie sonsten dergleichen sehr selten oder fast niemalen ansähen, woraus nicht undeutlich erhelle, dass Hannover ernstlich briguire, die Sache vom Reichstage weg und vor den Reichshofrath nach Wien zu bringen, um vielleicht daselbst vermittelst seiner gewöhnlichen Wege die Sache wenigstens in grosse Weitläuftigkeiten zu setzen.

Se. Königl. Majestät wüssten zwar wohl, dass grossen Herrn keine Provinzen, so sie in rechtlichem Besitz hätten, durch juristische Chicanes und dergleichen genommen werden könnten, und dass selbst der wienersche Hof zweimal darauf denken werde, ehe er sich zu etwas Sr. Königl. Majestät deshalb präjudicirliches, so zu grossen Weitläuftigkeiten ausschlagen müsste, entschliessen würde; es möchte dem aber sein, wie ihm wollte, so fänden Se. Königl. Majestät doch allemal nöthig, dass zuforderst Ew. Excellenz auf diese Sache und auf die Trames, so der hannoversche Hof desfalls ourdirete, eine besondere Attention nähmen, demnächst aber auch besorgeten, dass sofort ein besonderes Mémoire instructif von mehrerwähnter ostfriesischen Sache, und zwar nach ihrer jetzigen Situation und demjenigen, so Hannover desfalls tentirete, aufgesetzet und an Mylord Maréchal nach Frankreich geschicket, derselbe auch zugleich umständlich instruiret würde, was er deswegen mit dem dortigen Ministerio zu sprechen habe.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



107-3 Vergl. S. 86.