<122>Wer sie erforscht und dann sie kennt,
Der blickt mit Ekel nur auf sie.
So gieb den Irrthum nicht zurück,
Da er die Lust des Lebens ist.
O Catt! nur ein Moment der Lust
Wiegt hundert Jahre Weisheit auf.

?? November 1761

Der König an Catt:

"Ich habe meinen Mark-Aurel und meinen Zeno für mich verfertigt; dies paßt für mein Alter, meine Situation und alle die Gegenstände, die mich umgeben. Ihnen, der Sie munter sind, und mit Recht die Ihnen behaglichen Täuschungen nicht fahren lassen wollen, Ihnen schicke ich einen Aufsatz à la Epicure. Er war mein Lehrer, als ich mich in Ihrem Alter befand, allein ich befürchte sehr, daß Sie, wenn Sie das meinige haben, zum Zeno und unsern Stoikern zurückkehren werden. Wenigstens geben uns diese ein Schilfrohr, um uns darauf zu stützen, wenn Widerwärtigkeit uns zu Boden schlägt, statt daß Epikur nur im Schooße des Glücks Aufnahme finden kann. So hat denn Alles seine Zeit. Sie sind jetzt in der, die Blumen und Früchte hervorbringt, und ich in der, worin die Blätter abfallen und die Bäume verdorren. Leben Sie wohl."

30. November 1761

An diesem Tage Vormittags erfuhr der König den verrätherischen Anschlag des Barons von Warkotsch, ihn in die Hände der Oestreicher zu liefern. Die Geschichte dieser Verrätherei und ihrer vor der Ausführung geschehenen Entdeckung ist in mehreren Schriften sehr abweichend und unrichtig erzählt worden, namentlich in Küsters Buch : die Lebensrettungen Friedrichs II etc., Berlin 1792. Eine Berichtigung der darin enthaltenen Irrthümer und Widersprüche und eine richtige Darstellung dieses Vorfalls findet man in der Schrift : Beleuchtung der bisherigen und besonders der Küster'schen Darstellung der Geschichte der Warkotsch'schen