<121>Die Zeit, das Schicksal reißen uns
In ihrem Strom beständig fort.
Der Zeiten hat das Leben zwei :
In der beherrscht der Irrthum uns,
Und wir besitzen Glück in ihr;
Der Weisheit Eigenthum ist die;
Und trübe, düster, sorgenvoll!
Man hat so oftmals schon gesagt :
Ein jeder Mensch ist nur ein Thor;
Der mehr, der Andre weniger.
Dies mag, dünkt mich, wohl richtig sein;
Und ist es das; so treffe dann
Die schöne Thorheit unsre Wahl.
Sie ist für unsre Freud' und Lust
Ein Ouell, der nie versiegen wird.
Durchforsche, daß Du lange Zeit
Dies Gut genießest, ja Nichts tief!
Das Leben ist nur Gaukelei;
Ein treuer Schüler Epikur's,
Berühre Du die Fläche nur
Von Deiner Thorheit Gegenstand.
Der Blume gleich ist Deine Lust;
So brich mit leichter Hand sie ab.
Nur Phantasie bestimmt den Werth
Für ihrer Farben Wechselspiel,
Und ihren süßen Wohlgeruch.
Der fährdet unsrer Sinne Lust,
Der stets den Grund zu sehen strebt;
Wenn, ungeweiht, die Hand durchaus
Der Rose Bau zergliedern will,
So welket ihre Schönheit hin.
Die Erd' und Alles was sie hat
Zerrinnt, wenn wir ihr ganz uns nah’n.