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Die Bataillone waren in vier Gliedern formiert, schossen aber in drei Gliedern. Das Bataillon bestand aus vier Divisionen zu je zwei Zügen, außerdem aus einer Grenadierkompagnie.

Der Fürst von Anhalt, der das Kriegshandwerk gründlich verstand, hatte bemerkt, daß die Gewehre nicht ausgiebig genug gebraucht wurden. Er führte eiserne Ladestöcke ein und brachte den Soldaten eine unglaubliche Feuergeschwindigkeit bei. Von 1733 ab schoß das erste Glied mit aufgepflanztem Bajonett.

Das Exerzieren spielte sich nun folgendermaßen ab. Zunächst wurden die Griffe geübt. Dann wurde zugweise und divisionsweise gefeuert. Dann wurde unter langsamem Vorrücken in gleicher Weise gefeuert, ebenso im Zurückgehen. Danach wurden zwei Karrees formiert, ein vor dem Feinde unausführbares Manöver. Den Schluß bildete ein ganz unnützes Heckenfeuer1. Immerhin wurden alle Übungen im Bataillon schon mit der Präzision eines tadellosen Uhrwerks ausgeführt.

Der König schaffte die Mäntel ab und verkürzte die Röcke der Infanterie. Zur Erleichterung des Marschierens erhielt jede Kompagnie zwei Packpferde zum Tragen der Zelte und der Decken für die Soldaten.

In allen Provinzen errichtete der König in weiser Voraussicht Vorratsmagazine2, um bei einer Teuerung das Volt zu versorgen. Dadurch hatte er auch im Kriegsfall gefüllte Magazine.

Um 1730 stieg die Leidenschaft für großgewachsene Menschen in einer Weise, die späteren Zeiten kaum glaublich erscheinen wird. Der gewöhnliche Preis eines Mannes von 5 Fuß 10 Zoll nach rheinischem Fuß betrug 700 Taler. Ein Mann von 6 Fuß wurde mit 1 000 Talern, ein größerer noch bedeutend höher bezahlt. Es gab mehrere Regimenter, die keine Leute unter 5 Fuß 8 Zoll einstellten. Der kleinste Mann der Armee maß gut 5 Fuß 6 Zoll.

Die Aushebung fand im ganzen Lande regellos statt, was zu tausend Prozessen zwischen den Regimentern führte. Um Ordnung zu schaffen, teilte der König 1733 alle Provinzen in Kantons ein. Diese wurden den Regimentern zugewiesen, die aus ihnen jährlich 30 Mann in Friedenszeiten und bis zu 100 im Kriegsfalle ennehmen durften. So wurde die Armee unsterblich, indem sie einen festen Grundstock erhielt, aus dem sie sich seither ohne Unterbrechung verjüngt hat.

Die Kavallerie bestand wie die Infanterie aus übermäßig großen Menschen, die auf riesigen Pferden saßen. Kolosse auf Elefanten, die weder zu reiten noch zu kämpfen verstanden. Es gab keine Musterung, bei der nicht der eine oder andere Reiter aus Ungeschicklichkeit aus dem Sattel fiel. Sie waren nicht Herren ihrer Pferde, und ihre Offiziere hatten keinen Begriff vom Kavalleriedienst, keine Ahnung vom Kriege, kein Verständnis für die Geländebenutzung und weder theoretische noch praktische Kenntnisse in den Manövern, wie sie die Kavallerie an einem Schlachttage


1 Eine Art von kommandiertem Schützenfeuer durch Herausziehen einzelner Rotten aus der Front.

2 Vgl. Bd. VII, S. 139.180 f.