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Der Kurfürst von Sachsen, der die schwedischen Waffen auf dem Siegeswege sah, schlug sich auf die Glücksseite und gab damit das Beispiel für alle protestantischen Fürsten. Die Schweden lieferten dem Kurfürsten von Brandenburg die Festungen Spandau und Küstrin wieder aus. Danach überfluteten sie Niedersachsen, rüsten in die Altmark ein und schlugen ein festes Lager bei Werben auf, wo sich an der Mündung der Havel in die Elbe ein Standort von wunderbar günstiger Lage bot. In Besorgnis um Pappenheim, der sich notgedrungen in Magdeburg einschloß, brach Tilly von Thüringen auf und kam ihm zu Hilfe. Er drang gegen das Lager des Königs von Schweden vor. Gustav Adolfs glücklicher Genius, der all seine Unternehmungen förderte, rief in ihm den Plan wach, Tillys Vorhut zu überfallen, drei Regimenter, die der General zu weit vorgeschickt hatte. Er führte den Anschlag selber aus und hieb die ganze Vorhut zusammen; dann kehrte er in sein Lager zurück. Tilly, der den Schimpf rächen wollte, marschierte gradenwegs auf die Schweden los. Aber das Lager war so stark und die Anordnungen des Königs waren so trefflich, daß Tilly das Kriegsglück nicht herauszufordern wagte. Da er auch Mangel an Lebensmitteln litt, sah er sich zum Rückzug genötigt. Er wandte sich nach der Gegend von Halle, in der Absicht, Leipzig zu nehmen und den Kurfürsten von Sachsen zur Lossagung von den Schweden zu zwingen.

Gustav Adolf aber durchschaut seine Absicht, verläßt sein Lager bei Werben, geht bei Wittenberg über die Elbe, vereinigt sich bei Düben mit den Sachsen, stürzt sich auf die Kaiserlichen und schlägt sie vollständig. Unter der zahlreichen Artillerie, die der König den Kaiserlichen in der Schlacht bei Leipzig1 entriß, bemerkte man viele Geschütze mit den Wappen Brandenburgs, Sachsens und Lüneburgs; die Kaiserlichen hatten sie sich widerrechtlich angeeignet. Tilly ließ 6 000 Mann aufd em Platz und floh nach Thüringen, wo er die Trümmer sammelte, die ihm nach der Niederlage blieben.

Wir wollen die Triumphe der Schweden nicht weiter verfolgen. Es genügt, wenn wir wissen, daß Gustav Adolf nunmehr zum Schiedsrichter Deutschlands wurde und bis zur Donau vordrang, während Baner mit einem anderen schwedischen Korps die Kaiserlichen aus den Bistümern Magdeburg und Halberstadt vertrieb und dort im Namen seines Herrn eine Regierung einsetzte. Den Kaiserlichen blieb nur die Stadt Magdeburg, in der sie eine starke Garnison hatten.

Während Deutschland verwüstet und ausgeraubt wurde, starb in Polen König Sigismund, und zu seinem Nachfolger wurde Wladislaw IV. erwählt (1632).

Die Schweden ruhten nicht auf ihren Lorbeeren aus. Sie schritten zur Belagerung Magdeburgs. Pappenheim, der im Herzogtum Braunschweig stand, eilte zur Hilfe herbei. Bei seiner Annäherung hob Baner die Belagerung auf. Zur selben Zelt stieß der Herzog von Lüneburg2, der mit den Schweden verbündet war, mit einem starken Heere zu Baner.


1 Gewöhnlich als Schlacht bei Breitenfeld bezeichnet.

2 Herzog Georg.