<66> Ausfall, verjagte die Kaiserlichen aus ihren Laufgräben, vernagelte ihre Kanonen, setzte ihr Lager in Schrecken und zwang sie, die Belagerung aufzuheben, die schon sechsundvierzig Tage gedauert hatte.

Der Krieg näherte sich dem Brandenburger Land, seit Wrangel nach Pommern marschiert war. Das bewog den Kurfürsten, Jütland zu verlassen. Er folgte Wrangel, nahm Warnemünde und Tribsees, schlug persönlich bei Stralsund eine Abteilung von 300 Reitern und beendete den Feldzug mit der Einnahme von Demmin.

Während der Krieg in Holstein und Pommern lebhaft geführt wurde, hatten die Schweden die Polen aus dem großen und kleinen Werder und aus Marienburg in Polnisch-Preußen hinausgeworfen (1658). Im folgenden Jahre wurden sie selber von den Kaiserlichen und den Polen verjagt. Polenz1, der Führer der Brandenburger, machte einen Einfall in Kurland, wo er den Schweden einige Städte wegnahm.

Zum klareren Verständnis der Kriegsoperationen muß hier eingefügt werden, daß die meisten Städte, die damals Belagerungen aushielten, der heutigen Angriffsweise nicht vierundzwanzig Stunden Widerstand leisten würden, es sei denn, daß sie von einem ganzen Heere verteidigt würden.

Karl Gustav starb in der Blüte seiner Jahre (1660), inmitten des Wirrwarrs und der Aufregungen, in die er den Norden gestürzt hatte. Die Minderjährigkeit seines Sohnes Karl XI., der erst fünf Jahre alt war, mäßigte den kriegerischen Drang der Schweden; sie waren es gewöhnt, durch das Vorbild ihrer Fürsten fortgerissen zu werden. Kurz darauf2 hatte König Johann II. Kasimir von Polen der Krone entsagt, und die Polen hatten zu seinem Nachfolger Michael Koribut3 erwählt. Nach dem Tode des schwedischen und der Abdankung des polnischen Königs hörten die Feindseligkeiten auf beiden Seiten auf.

Die kriegführenden Parteien sehnten sich nach dem Frieden und verlangten nur mehr nach Sicherheit und Ruhe. Und da sie alle dieselbe Stimmung beseelte, kamen sie überein, im Kloster Oliva bei Danzig die Verhandlungen zu eröffnen. Da die Ehrsucht an diesen Besprechungen keinen Anteil hatte, gelangten sie bald zu einem glücklichen Abschluß4. Dem Kurfürsten wurde der Bromberger Vertrag garantiert und seine Souveränität über Preußen anerkannt. Die übrigen Mächte einigten sich untereinander dahin, ihren Besitzstand wiederherzustellen, wie er vor Ausbruch des Krieges gewesen war.

Die preußischen Stände unterwarfen sich nur ungern dem Bromberger Vertrag. Sie behaupteten, Polen habe kein Recht gehabt, über ihre Freiheit zu verfügen. Ein Edelmann namens Roth trieb die Empörung weiter als die anderen. Er wurde in Haft gesetzt5. Nachdem die ersten Regungen des Aufruhrs beschwichtigt waren,


1 Oberst Georg Albrecht von Potenz.

2 Vielmehr erst 1668.

3 Fürst Michael Wisnowiecki. Er leitete seine Abstammung von Koribut, einem Bruder König Jagellos, her.

4 Am 3. Mai 1660.

5 Der Königsberger Schöppenmeister Hieronymus Roth, das Haupt der städtischen Opposition, 1662 vergaftet starb 1678 als Staatsgefangener auf der Festung Peitz.