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Der Kurfürst, den die Tartaren aufsuchten, wußte sich auch bei den Spaniern in Respekt zu setzen (1680). Der spanische Hof schuldete ihm noch Subsidien. Da er auf keine Welse zur Zahlung zu bewegen war, entsandte Friedrich Wilhelm neun kleine Schiffe, die er sonst in der Ostsee verwendete, nach Guinea. Und das mäßige Geschwader nahm ein großes spanisches Kriegsschiff weg und brachte es in den Hafen von Königsberg.

Ungefähr zur selben Zeit gelangte Friedrich Wilhelm, nach dem Tode des letzten Administrators, eines sächsischen Prinzen, in den Besitz des Herzogtums Magdeburg1. Es wurde dem Kurfürstentum Brandenburg auf immer einverleibt.

Ferner hatte der Kurfürst als Direktor des westfälischen Kreises im Auftrag des Kaisers die Stände von Ostfiesland gegen ihren Fürsten zu beschützen, der ihnen ihre Privilegien streitig machte. Da er das Eventual-Erbfolgerecht für das friesische Fürstentum besaß2 nützte er die Gelegenheit aus und legte eine brandenburgische Besatzung nach Greetsyhl (1681). In Emden gründete er eine Kompagnie (1682), die Handel nach Guinea betrieb und dort die Feste Groß-Friedrichsburg anlegte (1683).

Diese bescheidenen Erfolge waren mit denen Ludwigs XIV. nicht zu vergleichen. Der französische Monarch hatte den Frieden zu einer Ära der Eroberungen gemacht. Er hatte Reunionskammern eingesetzt, die in alten Urkunden und Dokumenten forschten und daraufhin dem König Städte und Herrschaften zuerkannten. Unter dem Vorwand, es seien ursprünglich Lehen oder Dependenzen der Vogtei Straßburg und des Elsaß gewesen, ergriff der König von Frankreich Besitz von diesen Gebieten.

Das Reich war durch den langen Krieg so erschöpft, daß es sich damit begnügte, Ludwig XIV. schriftlich Vorwürfe über sein Verhalten zu machen. Der Kurfürst aber, der in den Frieden von Nymwegen nicht einbegriffen war, weigerte sich, dies Schriftstück zu unterschreiben. Mit dem Kurfürsten von Sachsen und dem Herzog von Hannover schloß er ein Bündnis zur Aufrechterhaltung des Westfälischen Friedens und des Friedens von St. Germain3.

Ludwig XIV. wollte sich durch Kaiser und Reich nicht in seinen friedlichen Eroberungen stören lassen. Er setzte seine Hebel im Orient in Bewegung, und bald geriet Leopold I. in die ärgste Not. Es fehlten noch zwei Jahre bis zum Ablauf des Waffenstillstandes, den die Ungläubigen mit den Christen geschlossen hatten4. Nichtsdestoweniger zogen die Türken, herbeigerufen von den Protestanten Ungarns, die sich gegen das Haus Österreich empört hatten, mit einem gewaltigen Heer bis vor die Tore Wiens (1683).


1 Vgl. S. 57.

2 Dem Großen Kurfürsten war 1686 der künftige Pfandbesitz nach Aussterben der Cirksena zugesagt; erst Friedrich III. erhielt 1694 die Anwartschaft auf die Erbfolge.

3 Ein Irrtum des Königs. Vielmehr schloß der Kurfürst am 11. Januar 1681 ein zehnjähriges Defensivbündnis mit Frankreich, das am 22. Januar 1682 bestätigt und noch erweitert wurde.

4 Anmerkung des Königs: „Nach der Schlacht bei St. Gotthard“ (1664).